Impulspapier – Hospital
der Evangelischen Bezirksgemeinde Heidelberg und der Katholischen Kirche Heidelberg, sowie deren Pfarrgemeinden, Werke und Dienste zu der Konversionsfläche Hospital
Der Ortsteil Rohrbach ist, neben Südstadt, Weststadt und Kirchheim vom Thema der Konversionsflächen betroffen. Zwei Flächen liegen auf dem Gebiet des Stadtteils:
- im Hasenleiser das Gelände des „Hospitals“
- die Flächen und Gebäude am „Holbeinring“.
Die Flächen und Gebäude am Holbeinring werden bereits seit über einem Jahr vom Studentenwerk als Wohnungen genutzt und bieten 600 StudentInnen bezahlbaren Wohnraum. Diese Lösung ist auf insgesamt 10 Jahre festgelegt, was etwas Luft gibt, sich grundlegende Gedanken machen zu können, wie danach dieses Gelände genutzt werden könnte.
Sowohl die Flächen am Holbeinring als auch die andere, größere Fläche des US Hospitals, etwas südlicher gelegen, verbindet vor allem der hohe Anteil unbebauter oder auch großenteils unversiegelter Flächen. In einer Stadt wie Heidelberg, in der die Bebauungspläne immer dichtere und höhere Bebauungen und kleinere Parzellen bei Eigentum vorsehen, bedeutet das eine große Chance, endlich angemessen auf die klimatischen Veränderungen zu reagieren und hier zukunftsweisende Weichen zu stellen.
Immer wieder wird in Gutachten angemahnt, dass insbesondere Städte vermehrt darauf achten müssen, frühzeitig auf die zu erwartenden Gefahren durch Klimaveränderungen zu reagieren, wie Starkregen oder Hitze, die veränderte Städtebauplanungen zur Folge haben müssen, wie z.B. Windschneisen und Versickerungsflächen zu bewahren oder anzulegen, um das Stadtklima bewohnbar zu halten. (vgl: Experimenteller Wohnungs- und Städtebau (ExWoSt); Forschungsprogramm des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS), betreut vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR))
Die Christen Heidelbergs kennen die Verantwortung für die Schöpfung als eine der Verantwortlichkeiten, die aus gelebtem Christsein folgen muss.
- Menschen leben in Verantwortung für sich, ihre Generation und Mitmenschen und die nachfolgenden Generationen. Bebaubare Stadtflächen in dieser Größenordnung, wie sie in Heidelberg durch den Abzug der US Army und die Verlegung des Nato-Headquarters auf einmal zur Verfügung stehen, wecken Begehrlichkeiten bei Investoren.
- Als Christen nehmen wir auch unsere soziale Verantwortung für diejenigen wahr, die aufgrund ihres ethnischen, religiösen oder sozialen Hintergrunds keine öffentlichen Fürsprecher haben
- Unsere Anliegen lauten daher:
- Bevor bauliche Veränderungen vorgenommen werden, müssen die Umweltfaktoren von einem unabhängigen Institut geprüft und die Ergebnisse sämtlich offen gelegt werden.
- Die relativ lose Bebauung soll, wenn, dann nur in Abstimmung mit den Gutachten nachverdichtet werden und die Menschen als Bewohner und nicht nur als Kapitalanleger im Blick haben.
- die vorhandenen Grünflächen (Holbeinring) und wenig versiegelten Flächen (Hospital) müssen, um der Nachhaltigkeit des bewohnbaren Stadtklimas willen, nicht versiegelt und dicht bebaut werden, sondern es sollte die zukunftsweisende Chance ergriffen werden, ohne großen Aufwand öffentliche Grünflächen in Form eines durchgehenden „Süd-Parks“ von der Randbebauung Hasenleiser bis zur alten Bahntrasse in der Weststadt anzulegen, der einen hohen Naherholungswert für die gesamte Stadt bietet.
- Das Hospitalgelände bietet endlich die notwendige städtebauliche Voraussetzung, eine längst überfällige und notwendige Entwicklung in Rohrbach einzuleiten, die eine gesunde Durchmischung der Bewohner aus allen Bevölkerungsschichten zulässt und das „Absterben“ eines ganzen „Unter“stadtteils wie dem „Hasenleiser“ durch einen hohen Altersdurchschnitt, Bausubstanz mit energetischem Sanierungsbedarf und ein geringes Nahversorgungsangebot verhindert.
- Die aktuellen Ideen, dieses Gelände vor allem als Büroflächen zu nutzen, ist für die Lebendigkeit des Stadtteils kontraproduktiv, da damit nur Tagbetrieb in einem zentralen Gebiet herrscht, der zudem ein hohes Verkehrsaufkommen mit sich bringt. Büroflächen sollten daher, um ein gutes Gesamt-und Lebensklima zu erhalten, nur in kleinem Umfang dort bereitgestellt werden, da ohnehin ein relativ hohes Angstpotential die derzeitigen vor allem älteren BewohnerInnen davon abhält, sich in den Abendstunden außer Haus zu bewegen. Dies würde weiter verstärkt, wäre ein großer Teil der Fläche nur unter Tag belebt.
- Da bereits Studentenwohnraum am Hohlbeinring existiert, wäre es aber denkbar, den Süden der Stadt als weiteren Universitätsstandort auszubauen und damit die Lage nördlich des Neckars auch verkehrstechnisch zu entlasten. Da Studenten in ihren Aktivitäten nicht an Bürozeiten gebunden sind und die Institute auch Öffnungszeiten bis in den späten Abend anbieten, wäre damit die Belebung des Stadtteils in den Abendstunden gesichert.
- Die gute Anbindung an den ÖPNV würde diese Variante stützen, da Studenten generell vor allem diese Verkehrsmittel nutzen.
- Die christlichen Gemeinden sind bereit, hier als sozial kompetente und im Stadtteil personell verankerte Netzwerke konkrete Unterstützung anzubieten. Denn als solche sind sie mit den Nöten, Problemen, Sozialstrukturen und Entwicklungsmöglich-keiten vor Ort bestens vertraut, da sie die Menschen kennen, die hinter der Statistik stehen und viele enge Kontakte haben.
- Die christlichen Gemeinden sind bereit, den Aufbau und Ausbau der sozialen Strukturen mit ihren Einrichtungen zu flankieren und zu stützen, wie beispielsweise mit ihren Kindertagesstätten, Seniorenzentren und Angeboten für Kinder und Jugendliche im Freizeitbereich und sozialen Treffpunkten für Studenten und Universitätsmitarbeiter.
- Die vorhandenen kirchlichen Räume (Evang.luth. Gemeinde, Kath. und evang. Gemeinde)sollen als Integrationsorte und Kommunikationsorte von Gruppen genutzt werden können und der Vernetzung der verschiedenen Nutzer dienen.
- Die beiden vorhandenen Kirchengebäude (Chapels) auf dem Hospitalgelände und bei den Barracks sollen, gemäß der von den Kirchen eingebrachten Konversions-Leitlinie "Räume und Orte für Kirchen, Glaubensgemeinschaften und deren Einrichtungen sowie für interreligiösen Dialog" als gottesdienstliche Räume erhalten werden und dafür geeignete Nachnutzer gesucht werden.