2. Bürgerforum – Südstadt

Was soll aus den Konversionsflächen werden? (31.01.2013)

von Ursula Röper

Wieder waren sie in die Aula des Helmholtz-Gymnasiums geströmt, die mündigen Bürger, um sich am Entscheidungsprozeß um die Zukunft der Konversionsflächen zu beteiligen. Die Stadt hatte eingeladen, die Projektpartner „NH Projekt Stadt” hatten Schwerpunkte gesetzt und diesmal mehrere konkrete Entwicklungsvorschläge für 5 Arbeitsgruppen vorbereitet. Da ein Teil des Mark Twain Villages (Kirschgartenstraße und Sickingenplatz) bereits seit Dezember geräumt ist und leer steht, und der Abzug der Amerikaner aus der Südstadt sowie Rohrbach wohl in diesem Jahr abgeschlossen wird, ist die Zeit für Planungen deutlich kürzer geworden als ursprünglich gedacht. Ein Blick auf ein schönes, maßstabsgerechtes Modell mit blauen Styroporhäuschen zeigte eindrücklich, wie groß das freiwerdende Gelände tatsächlich ist, und wie unterschiedlich die Dimension und Struktur der bestehenden Gebäude im Vergleich zur Südstadt, wie sie jetzt aussieht. Da kommt einiges an brückenbauerischer Arbeit auf die Planer zu.

Nun, die Bürger machten sich an die Arbeit, schön aufgeteilt in verschiedene Arbeitsgruppen, gut bemoderiert, befriedet und begleitet, wie die qualitätsgesicherte Bewertung aus dem Publikum am Ende zeigte. Eine abschließende Zusammenschau der Gruppenergebnisse nach 2 Stunden Diskussion beschloss den Abend.

AG Identität

Die einzige Arbeitsgruppe ohne fertige Vorschläge. Wozu auch. Hier sollte ja was entwickelt werden. Die aktuelle Situation: Gemischte Bewohnerschaft, sehr gute, funktionierende Nachbarschaft in eher vorstädtisch-dörflicher Struktur. Wenig Vereinsleben, Kirchengemeinden bisher als Kristallisationspunkt. Zentrale Lage gut. „Mitte” fehlt. Die Ziele für diese Entwicklungschance liegen daher auf der Hand: Der Stadtteil soll lebendiger werden, eine Mischung von Wohnen und Arbeiten wird dafür benötigt. Grün sollte erhalten bleiben, dezentrale Infrastruktur, Stadtteilvereinsgründung angedacht. Die Zäune als Ghettobildner sollen weg. Die Stadt wird ausdrücklich aufgefordert, die Entwicklung eines lebendigen Stadtteils aktiv zu unterstützen. Man denke auch an den Stadtteilrahmenplan, mittlerweile 12 Jahre alt aber immer noch aktuell ...

AG Wohnen

Die AG mit dem größten Zulauf. Die „Wohngruppe” baute verschiedene Modelle u. a. für Sickingenplatz und Römerstraße. Hier ging es um die Ausgestaltung reiner Wohngebiete anhand schon vorhandener Bebauung. Es gab eine klare Präferenz für moderne Projekte gemeinschaftlichen Wohnens in allen Varianten. Bei der Römerstraße, die vielbefahrene, vierspurige B3, gab es Abgrenzungsideen, wie bauliche Ergänzungen, „vegetative” Abschottung, aber auch den Vorschlag, entlang der Römerstraße Gewerbe in die Planung mit einzubeziehen. En detail wurde auch über Grünnutzung und Parkplätze nachgedacht.

AG Arbeiten.

In dieser Arbeitsgruppe standen ausgehend vom Paradeplatz mehrere Modelle der Arbeitsplatz-Ansiedlung zur Auswahl, von strenger Begrenzung auf die Paradeplatz-Umgebung bis zur weiträumigen Durchmischung von Gewerbe, Verwaltung, Dienstleistung und Wohnen bis über die Römerstraße hinweg. Dieser „großen” eher urbanen Lösung wurde eindeutig der Vorzug gegeben. Schaffung unterschiedlicher Arbeitsplatzangebote wird als unverzichtbar angesehen, um den Stadtteil zu entwickeln, und um Gewerbeflächenangebote zu ermöglichen, die der Stadt bislang fehlen. Richtung Bosseldorn sollten nicht nur kleinteilige, sondern auch größere Nutzungen möglich sein. Auch hier die Idee, Gewerbeflächen und Einkaufsmöglichkeiten entlang der Römerstraße anzubieten, zwischen Rheinstraße und Saarstraße.

AG Freiraum

Die AG mit den phantasievollsten Ideen. Das vorhandene Grün soll erhalten und vor allem vernetzt werden. Als wichtigste Qualität der Südstadt nicht einfach abschaffen. Teepavillon, See, Seebühne am Paradeplatz, Querspange nach Osten zum Wald: Wunderbare Ideen, die eine Mischung aus Luisenpark, urbanem Wohnen, Wald und Spielplatz vor dem inneren Auge aufsteigen lassen.

AG Stadtteilmitte

Die AG mit schwieriger Arbeit. Verschiedene Konzepte zur Bildung einer Stadtteilmitte wurden vorgeschlagen, von Markusplatz über westliche Rheinstraße bis Römerstraße und Paradeplatz. Die westliche Rheinstraße böte die Chance einer grünen Querachse Richtung Kleingärten. Eine andere Lösung wäre eine urbane Mitte an der Römerstraße, die eine Verbindung zwischen Paradeplatz, aufgewertet als ruhigerer Raum hinter dem Torgebäude (Ex-Headquarter), und dem Markusplatz an der Rheinstraße als jetziger kleiner Stadtteilmitte herstellen könnte. Die AG hat diese beiden Varianten bevorzugt.

Fazit: Einige Aspekte blieben ganz außen vor, so etwa die Straßen- und Verkehrssituation, die komplett ausgeklammert wurde, ebenso das ganze Thema Kosten, BIMA, Investitionen, zu dieser Veranstaltung sicher richtig. Das Thema Wohnen wurde im Grunde nur andiskutiert. Die „Stadtteilmitte” zog sich zentral durch alle Arbeitsgruppen.

Manche Arbeitsgruppen kamen zu eindeutigen Ergebnissen, „Arbeiten” etwa oder „Identität”, in anderen blieben unterschiedliche Konzepte nebeneinander bestehen. Man kann sich aber integrierende Konzepte vorstellen, die viele der Wünsche, Notwendigkeiten und Entwicklungspotentiale vereinen und bündeln.

Einige gute Gedanken und Ahnungen, was mit Engagement und unter guten Bedingungen aus der Südstadt werden könnte, leuchteten auf. Manche der Ideen, die durch die Räume schwirrten, kommen noch aus den Zeiten des Wunschkonzerts. Die schöne Aufgabe des Eindampfens, plus der ein oder andere kühnere Wurf, kommt jetzt den Planern zu, die daraus und aus den Ideen des Beirats und den Wünschen der Stadtverwaltung und unter gesamtstädtischer Sicht usw ... recht schnell „Aussagen zur Nutzung im Sinne eines Rahmenplans” erstellen sollen: Am 18. April geht das Südstadt-Forum in die 3. Runde. Bis Jahresende soll der Gemeinderat eine Entscheidungsgrundlage bekommen.

Aber: Warum nicht einzelne dieser Wünsche durchziehen bis zum guten Ende? Etwa eine grüne Lunge erhalten? Wie sieht es aus mit der Einbeziehung von externen Konzepten, beispielsweise des BUND? Und Herr Stadel, stehen Sie zum Barbecue auf dem Paradeplatz?

Schließlich: Manche Wünsche sind keine Wünsche, sondern Selbstverständlichkeiten. Wie z. B.: Diese Zäune müssen weg. Sobald Baumaßnahmen anfangen oder die ersten Bewohner einziehen. So früh wie irgend möglich. Es gibt sie noch nicht einmal 12 Jahre, um sie wegzubekommen, braucht es wohl kaum eine städtebauliche Entwicklungsmaßnahme. Alle Zäune sind mehr als 2 m hoch, ziehen sich häufig mitten durchs Wohngebiet. Manche haben Stacheldraht als hübschen Abschluss. Sie sind ganz hervorragend zur Ghettobildung geeignet, sowie zur Verhinderung gesunder städtischer Entwicklung. In den Arbeitsgruppen tauchte das Thema auf, aber in keiner einzigen der Abschlusszusammenfassungen. Dann werden wir wohl in Zukunft eine Arbeitsgruppe „Zäune” brauchen.

(s. hierzu auch ausführliche Berichte in der RNZ, sowie weiter unten)

Weitere Termine

  • 5.2. 13, IHK Veranstaltung „Konversion”
  • 13. 3. 13, Bürgerforum Gesamtstadt, Stadthalle
  • 18.4.13, 3. Bürgerforum Südstadt

Impressionen

Fotos: Ursula Röper

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