Führung: „ Jüdisches Leben in Rohrbach“ mit Claudia Rink

(April 2016)

von Birgit Roos

Bei schönstem Sonnenschein fanden sich fast 200 Gäste aller Altersklassen – und nicht nur aus Rohrbach – zur Führung pünktlich um 15 Uhr am Alten Rathaus in Rohrbach ein. Die (Kunst-) Historikerin und Mitglied des punker – Vorstands Claudia Rink führte fast 2 Stunden durch die Veranstaltung des „punker“ in Zusammenarbeit mit dem Heidelberger Geschichtsverein und dem Stadtteilverein Heidelberg – Rohrbach.

Sie zeigte anhand von zahlreichen Häusern im Bereich Rathausstraße, Amalienstraße, Rohrbacher Schlösschen, Weingasse (früher: Judengasse) bis hinunter zum Rohrbach – Markt Beispiele aus dem Leben jüdischer Familien in Rohrbach auf. Jede einzelne Familiengeschichte machte noch einmal deutlich, welch unglaubliche Schicksale damit verbunden waren.

Claudia Rink bettete ihre interessanten Recherchen ein in den historischen Hintergrund der Entstehung Jüdischer Gemeinden in unserer Region vom Beginn des 18. Jahrhunderts bis zur Reichspogromnacht.

Details hierzu sind nachzulesen in einer Broschüre, die in der Eichendorff – Buchhandlung (noch) erhältlich ist.

Eine Neuauflage wird erwartet zu einem Termin, den man sich im Kalender notieren sollte:

Verlegung von 24 „Stolpersteinen“ vor Häusern in Rohrbach, in denen in Zeiten des Nationalsozialismus jüdische Familien lebten

am Dienstag, 28. Juni 2016 (ca. 12 Uhr Beginn in der Karlsruher Str. 19, genaue Planung wird noch bekannt gegeben)

Eine rundum gelungene Veranstaltung! Vielen Dank an Claudia!

Sollte der Wettergott uns weiterhin so wohlgesonnen sein, können wir uns auf ein wunderschönes Jubiläumsjahr freuen!


Führung "Jüdisches Leben in Rohrbach" mit Claudia Rink

(März 2003)

von Ursula Röper

Viele waren am 23.3. 2003 gekommen: Alte Rohrbacher, neue Rohrbacher, junge und sehr junge Rohrbacher, Geschichtsinteressierte aus ganz Heidelberg. Die Führung "Jüdisches Leben in Rohrbach" zog an die hundert Leute an.

Eine Reihe von Führungen zum Thema "Jüdisches Leben" hat es in den vergangenen Jahren bereits in der Heidelberger Altstadt gegeben, aber nicht in Rohrbach. Ähnlich sieht es bei Veröffentlichungen aus.

Das mag auch daran gelegen haben, dass Rohrbach bis 1927 selbständig war und sich danach erst allmählich ein gemeinsames "Stadtgefühl" entwickelte. Grund genug jedenfalls für den Punker, sich dieser Lücke anzunehmen und ausgehend von der ehemaligen Synagoge ein wenig nachzuforschen.

Dabei stellte sich heraus, dass diese historische Lücke auch schon von anderen gesehen worden war. So bekamen wir Hilfe und grundlegende Informationen von Frau Brigitte Kettner, Rohrbach, die schon seit Jahren Dokumente aus Archiven zusammenträgt und Zeitzeugen befragt hat. Auch das Rohrbacher Heimatmuseum und Herr Gustav Knauber haben uns tatkräftig mit Bildern und Informationen unterstützt, nicht zu vergessen die vielen alten Rohrbacher, die uns an ihren Erinnerungen teilhaben ließen.

So kam es, dass die Geschichte und Geschichten, die Frau Claudia Rink, Mitpunkerin und erprobte Heidelberger Gästeführerin, in der Führung vorstellte, das Ergebnis einer wunderbaren Rohrbacher Zusammenarbeit sind. Eine Veröffentlichung im Jahrbuch des Heidelberger Geschichtsvereins ist in Vorbereitung.
Allen Beteiligten sei hiermit nochmals herzlich gedankt.

Claudia Rink im Gespräch u.a. mit Kulturamtsleiter Hans-Martin Mumm.

Als Schwerpunkte der Führung kristallisierten sich heraus

  • die Synagoge
  • die Mikwe, das Judenbad
  • Schicksale Rohrbacher jüdischer Familien in der Nazizeit.

Die Synagoge, um 1840 gebaut, zeugte von einer tatkräftigen jüdischen Gemeinde im 19. Jahrhundert. Aus alten Schriftwechseln lässt sich die Baugeschichte recht gut rekonstruieren, ebenso die Tatsache, dass sich bestimmte Dinge in 150 Jahren nicht geändert haben. Amtsschimmel, Verfahrensfragen, Finanzierungsprobleme haben die Leute auch damals heftig beschäftigt. Beklemmende Bilder gibt es von der Reichskristallnacht, als die Synagoge von SA-Leuten in Brand gesteckt wurde. Immerhin haben diese Fotos nach dem Krieg eine Verurteilung von Beteiligten ermöglicht.

Die zerstörte Synagoge

Der Standort der Mikwe, des rituellen Judenbades, konnte für die Rathausstr. 49/51 bestimmt werden. Spuren sind noch heute an der Hauswand des Nachbarhauses zu erkennen. Der Bau stand noch bis in die 50er Jahre des 20. Jahrhunderts, diente zum Schluß aber einer benachbarten Schreinerei als Lagerplatz. So konnten sich auch unsere ältesten Rohrbacher Mitbürger nicht mehr an die ehemalige Funktion als jüdisches Bad erinnern.

Die ehemalige Mikwe (kleines Gebäude in der Mitte).

Ein Rundgang durch die Rathausstraße brachte uns allen schließlich in Erinnerung, wie viele jüdische Familien hier einmal gelebt haben, und was in der Nazizeit auch den Rohrbacher Juden an unfassbaren Demütigungen und Leid zugefügt wurde.

Pogromnacht: Die Synagoge brennt...

Vielleicht wäre es an der Zeit, den Vertriebenen und den Toten eine bleibende Erinnerung, z.B. durch einen Gedenkstein zu verschaffen?