Jane Zahn: Bittersüße Lieder

… oder: Eine weite Reise (fast) ohne Männer

(18.9.2009)

von Hans-Jürgen Fuchs

Veranstaltungsplakat

punker und das Seniorenzentrum Rohrbach hatten eingeladen und über 50 Interessierte kamen zu Jane Zahn, darunter zwei bis drei Männer. Und nicht nur deshalb standen die Frauen im Mittelpunkt von Jane Zahns Programm. Oder ihrer beiden Programme. Denn genauer gesagt gab es zwei Konzerte an diesem Abend zu hören: Das erste mit vielen frauenbewegten, politischen Liedern vor allem von Jane Zahn selbst, das zweite, nach der Pause, vor allem mit Liedern des bereits in den Siebzigern verstorbenen Schweizer Mundartliedermachers Mani Matter.

Blick ins Publikum

Im ersten Teil des Abends also Frauen und Politik. Viele der Texte waren, nun ja: männerkritisch. Aber Jane Zahn meinte, es seien keine männerfeindlichen Texte. Schließlich liebe sie Männer, „besonders mit Pfeffer und Schokoldensauce”. „Selbstfindung” sei vor vier Jahren angesagt gewesen. Wir waren Papst und Kanzlerin und Fußballweltmeister. Jedenfalls die Frauen. Selbstfindung auch am eigenen Körper: „Ich mag nicht wie ich bin, ach krieg mich schöner hin!” 13 Feen sollen Frau schön machen. Und tun ihr Bestes. Doch es entsteht ein hohles Abziehbild. Das sprach Mancher (und Manchem) aus dem Herzen. Am Ende der Beauty-Reise stand die Erkenntnis: Ich mag kein Abziehbild sein, ich mag mich nun so wie ich bin. „Das ist schwer, weil ich bin ziemlich viel.”

Neben Frauenthemen spielte im ersten Konzert die Politik eine zentrale Rolle. „Links gehen” solle man, so Zahn, statt rechts zu stehen. Sie zog das Bild aus einem Lied des sowjetischen Liedermachers Okudschawa über dier Moskauer Metro. Wer vorwärts will muss auf die linke Seite, wer sich rechts hält muss stehen. Allerdings, man gestatte mir die Anmerkung, kommt man auf der Rolltreppe auch im Stehen voran …

Viel Applaus dann bei den Liedern von den „Sozialpartnern”, die zu Kostenfaktoren werden, die es zu eliminieren gilt: „Bitte, bitte lieber Arbeitgeber lass mich Dein Kostenfaktor sein …” und dem Aufruf zum positiven Denken: „Denk PoPositiv - leck mich am Arsch”. Da kam Stimmung auf und fast alle sangen mit.

Jane Zahn

„Die wenigen anwesenden Herren können sich ihren Teil dabei denken”, so Jane Zahn vor dem Lied vom Luxusweib, „Bescheidenheit ist gar nicht klug. Für uns ist das Beste gerade gut genug. Den Mann mit Verwöhnaroma gibt's nur im Film. Drum verzichten wir auf den Mann aus Fleisch und Blut und gehen alleine auf die Reise …”. „Auf die Besen fertig los. Mit den Hexen will ich reiten … Vor 500 Jahren”, so Jane Zahn „hätte ich dieses Lied nicht singen dürfen”. Vor 30 Jahren allerdings schon. Und auch das Verzichten auf Männer klappte nicht so ganz. Positive Männerbilder gab es in den Liedern schon, allerdings romantisch verklärt: als Kämpfer für die bessere Welt. Ein Déjà-vu – irgendwie fühlte Mann sich wie in Zeiten vor Ina Deter …

So blieb es dann auch bei den folgenden Liedern, zum Beispiel bei »Les Musiciens du Dauphin«, einem Lied über eine Bar in Paris, in der in allen Sprachen Freundlichkeit herrscht. Jane Zahn benennt Probleme, legt ihre Finger in die Wunden. Warum bleibt mir trotzdem ein merkwürdiges Gefühl? Vielleicht weil der Mythos Paris auch in mir wohnt, weil ich die Bar voller friedliebender Menschen kenne – und dennoch daran denken muss, dass draußen in den Vorstädten die Autos brennen …

Jane Zahn

Der zweite Teil des Konzerts war weniger politisch, dafür leicht und witzig. Im Mittelpunkt standen Lieder des in Deutschland weniger bekannten Schweizer Liedermachers Manni Matter. Da ging es um arabisch-schweizerische Handel, schielende Lottis und arme Eskimos, die sich Cembalos kaufen und beim Spielen die Eisbären überhören. Schön, dass uns Jane Zahn auf diese Weise mit Matter bekannt machte …