WEIBERKRAM
Lieder und so – Poetisches und Scharfzüngiges im Roten Ochsen …
(1. Oktober 2010)
von Hans-Jürgen Fuchs
Weiberkram – um was wird es da wohl gehen? Das fragte ich mich und sagte bei der Begrüßung das Naheliegende: Es wird wohl um Männer und Schuhe gehen. So eine Begrüßung soll ja auch irgendwie witzig sein. Und „Männer und Schuhe” ist zwar ein Klischee, aber das, dachte ich mir, können die Ladies vertragen. Sie werden schon selbst klare Worte finden in Ihrem Premierenprogramm „Weiberkram”.
Frauen mit Flöten: Dörte Pommerien, Anne Kloos, Gunilla Weber …
Und so kam es auch. Da standen drei Frauen auf der Bühne, die kein Blatt vor den Mund nahmen. Wohl aber Mikros und Flöten. Drei Frauen mit Ahnung vom Singen, Klavierspielen, Tuten etc. Die vom Weiberkram sangen und zu allem etwas zu sagen hatten. Auch wenn sie mal keine Ahnung hatten – oder wenigstens so taten.
Thema des Abends war „Sex, Sex, Sex”, so die Damen in ihrer Anmoderation. Und der Abend hielt, was sie versprachen: Die wesentlichen Aspekte des Frausein – so weit mir das zu beurteilen gestattet ist – kamen zur Sprache: Sex, Romantik, ignorante Männer, Homebanking, Sex, Schuhe, Naturwissenschaftler-Männer, Sahnetörtchen, Sex, das Glitzern der Sterne, geliebte Männer, Technik, Sex, Glitzerkleider, an Liebeskummer leidende Männer, Hexen, Sex, Chauvis, einfühlsame Männer, Sex, www (Weight-Watcher-Witze) und Sex natürlich. Ich übertreibe? Keinesfalls!
Männer für die Technik: Danke Holy für die Unterstützung!
Das Ganze begann bereits mit dem Georg-Kreisler-Lied „Sex is a wonderful habit …”
… more pleasant than movies or beer.
It may make demands on your nighttime,
but without it, we wouldn't be here …
So ist es: „without it, we wouldn't be here”. Nun waren wir da und die Tür war zu: Keiner kam mehr raus.
Allerdings wollte auch keiner mehr raus. Ganz im Gegenteil! Die drei Ladies brannten Lied um Lied ab, mal ironisch, mal sanft, mal böse und rau. Wir erfuhren mehr über „das Thema danach” („Homebanking”) und über weibliche Würgereize, wenn Männer von Freiheit reden. Anne Kloos und Gunilla Weber waren besonders stark in ihren Duetten. Zwei unterschiedliche Charaktere und Silhouetten, die sich ideal ergänzten.
Und dann natürlich Dörte Pommerien. Manchmal auch mit Gesang, immer aber am Flügel. Das war klasse! Und souverän – selbst wenn Dörte das Vorspiel noch einmal machen musste. Und selbst damit das Thema nicht verfehlte.
Apropos Flügel: Das Trio dankte heftig dem Liederkranz, der uns seinen Flügel für diesen Abend zur Verfügung gestellt hatte – der punker schließt sich diesem Dank an!
Applaus für Dörte …
Weiter im Programm. Gunilla Weber lud mit Georg Kreisler zum Tigerfest im Garten, ein netter gesellschaftlicher Anlass, den die Geladenen leider mit dem Leben bezahlen.
Leisere Töne dann von Anne Kloos: Das nett-böse „Erwachen” von Annett Louisian und das „Klagelied der Schönen”.
Gunilla Weber stieg ins Publikum und beklagte das Schicksal des Herrn Professor …
Und wieder im Duett meinten Anne Kloos und Gunilla Weber: „Wär der Vatti doch mal besser auffer Mutti geblieben …”
Dann hätter aber das Programm verpasst, der Vatti, und das wär ja auch schade.
Dann war Pause …
Aus der uns Dörte Pommerien mit Goethe erlöste. Oder besser: mit Schubert. „Meine Ruh ist hin”, sang Gretchen, die dann aber wieder vom Goethe ist. Der es zwar faustdick hinter den Ohren hat, aber nichts mit dem gleichnamigen Rohrbacher Schulgründer Eichendorff zu tun hat. Schon gar nicht mit ihm im Ochsen Bier trank und sich in der Rose duellierte. Aber ich schweife ab. Na und, das taten die Ladies auf der Bühne zum Glück ja auch! Und dann gab es auch noch Törtchen für die Törtchen …
Also: Gretchens Ruh war hin und unsere auch. Denn auch in der zweiten Hälfte war viel los auf der Bühne. Denn Bewegung auf der Bühne ist immer gut. Da gab es Loblieder auf Neanderthalmänner (jetzt weiß mann endlich, was Frauen wünschen: Die ideale Mischung aus Roger Willemsen und Arnold Schwarzenegger), Lindenbergs „Cello” aus Cellistinnen-Sicht, Kreislers Bidla Buh und Mozarts Veilchen.
Gunilla Weber ging Tauben vergiften im Park, doch Anne Kloos mochte es lieber auf die leise Tour. Obwohl … Sie schrieb auch einen neuen Text auf ein böhmisches Volklied: „Lack und Leder lieb ich sehr, denn sie fördern den Verkehr .”
Und dann war es auch schon fast vorbei. Es gab viel zu wenig Zugaben – das meine einzige Kritik an diesem Abend.
Wie sagten die Ladies so schön: „Wir sind Profis, aber wir machen das nicht so oft.” Stimmt. Aber das solltet Ihr ändern! Rohrbach wartet auf eine Widerholung – und auf mehr!