Zum 6 Mal in Heidelberg!
Das Wanderkino „Laster der Nacht“ gastierte am 3. Juli 2021 in Rohrbach
Bericht: Anne Erpelding / Fotos: Franz Maucher u. Valentina Schenk
Ein angenehm lauer Sommerabend in diesem ansonsten regenreichen Sommer. Die Gewitterwolken haben sich die verzogen, so dass wir wohl wirklich im Trockenen den Abend werden genießen können. Das Publikum, das sich auf der Sportplatzwiese eingefunden hat, ist gemischt. Es gibt viele altbekannte Gesichter, die treuen „Lasterfans“, aber auch aus dem nahe gelegenen Studentenwohnheim waren Interessierte gekommen. Die Stimmung ist entspannt, was auch den wundervollen Klängen des Vorprogramms geschuldet war: die unter Kennern bekannte Band „Rorzucker“ bezauberte uns mit sanften Sambaklängen und ließen uns die kulturarme Coronazeit vergessen, zumindest für eine kurze Zeit. Manche picknickten auf mitgebrachten Decken, andere machten es sich auf den bereitgestellten Holzbänken bequem. Immerhin gab es Getränke zu kaufen, die Erinnerung an die letzte Veranstaltung 2019 „Wiesenfest und Wanderkino“ mit internationalen Spezialitäten schien wie aus ferner Zeit.
Im Hintergrund wartet schon der rote Magirus Deutz Bus darauf, dass es dunkel wird. Das Oldtimer Feuerwehrfahrzeug (Baujahr 1969) wurde von Tobias Rank erstanden und ist, mit integrierter Kino-, Ton- und Lichttechnik ausgestattet, seit 1999 in ganz Europa unterwegs. Er und sein Partner sind nicht nur Techniker sondern auch begnadete Musiker, die es schaffen, bei auch noch so turbulenten Stummfilmszenen musikalisch Schritt zu halten, so dass sie den frühen Leinwandhelden durchaus ebenbürtig sind.
Nach den obligaten Willkommensworten der punker Vorsitzenden Valentina Schenk stellte xxx das heutige Abendprogramm vor. Es wurden insgesamt fünf Filme gezeigt:
- Fatty Abuckle: The House
- Harry Langdon: The importable Baby
- Mack Senett: The Investor
- Buster Keaton: Der Hufschmied
- Charlie Chaplin: Ein Hundeleben (1918)
Mittlerweile ist es dunkel geworden, der Wind streicht sacht durch die große Pappel und die Magie der stummen Bilder nimmt ihren Lauf, ob es ein schwimmendes Haus im Ozean ist, in dem eine verzweifelte Schöne in letzter Minute gerettet wird, der vollautomatische Haushalt, der einen vor Neid erblassen lässt und das heutige KI Haus wie einen schalen Abklatsch erscheinen lässt oder Buster Keaton als glückloser Schmied. Immer im jeweiligen Tempo und Takt begleitet von Sebastian Pank auf Klarinette und Saxophon und Tobias Rank auf dem Klavier. Nach einer Pause dann der Höhepunkt mit Charlie Chaplin’s Hundeleben. Chaplin selbst wuchs in Armut auf und auch deswegen ist der Film das Soziogramm eines mittellosen Straßenvagabunden, der es mit Witz und Schnelligkeit schafft, immer wieder den Obrigkeiten zu entwischen. Vermutlich Fähigkeiten die man auf der Straße erlernt und die weltweit ähnlich sind – man denke nur an „Slumdog Millionaire“.
Schlussendlich war auch dieser Film zu Ende und zu fortgeschrittener Stunde zogen alle beglückt nach Hause. Der schöne Abend hat die Einsamkeit der langen Lockdown- Phasen vergessen gemacht. Nur die fleißigen Helfer räumten noch auf – Danke Euch und Dank an den punker für die Organisation dieser Veranstaltung. Das macht das Leben in Rohrbach lebenswert.