Laster der Nacht: Das Wanderkino mit Live-Musik in Rohrbach

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Bericht: Anne Erpelding / Fotos: Raabe Hackbusch

Der Sommer machte Pause, den ganzen Tag hatte es immer wieder geregnet und so musste das  Organisationsteam von  punkern und Quartiersverein mit dem Wanderkino in die Vorhalle des Kindergartens „Kleine Pusteblume“ wandern. Zum vierten Mal hat sich das Wanderkino aus Leipzig auf den Weg nach Rohrbach gemacht, um jung und alt zu begeistern mit alten Stummfilmen und Livemusik.

Der Abend wurde eingespielt von der Band „Four Hands Plus“, die mittels Flöte, Gitarre und Perkussion die Enttäuschung der Anwesenden, ob des ungemütlichen Wetters wett machten. Zu trinken gab es alles was das Herz begehrte (außer Glühwein), selbst der Eismann kam noch aus Nußloch, er war ja bestellt! Eis kann man schließlich auch bei Regen essen und ja, man musste sogar noch Schlange stehen dafür.

Vor dem Hauptprogramm gab es noch einen Werbeblock: das Collegium Academicum stellte sich vor. Es geht um ein selbstverwaltetes Studierendenwohnheim auf der Konversionsfläche, das als kulturelles Zentrum und Bildungsinstitution die Stadt bereichern soll. Um die notwendige Finanzierung zusammen zu bekommen, werben die Studierenden um Direktkredite und Spenden; zusätzlich zu Bundes- und Landesfördermittel, KfW-und Bankkrediten.

Während der 16mm Projektor spielbereit gemacht und der Staub von der Linse gepustet wurde, baute der Pianist derweil sein Instrument auf. Auf dem Programm standen vier Filme: Das Affengeschäft von 1926 mit den Kleinen Strolchen, In der Tiefe, 1907, von Ferdinand Zecca, der Abenteurer, gedreht 1917 mit Charly Chaplin und nach einer kurzen Pause „Nur nicht schwach werden“ von 1921 mit Harald Lloyd. Das Ganze wurde musikalisch begleitet von Gunthard Stefan auf der Violine und Tobias Rank am Klavier, ganz wie in den Pionierzeiten des Kinos.

Das Wiedersehen mit den Kleinen Strolchen  machte Freude. Erstaunlich ist aus heutiger Sicht die Tatsache, dass schon 1926 dunkelhäutige Kinder mit von der Partie waren. Der Film „In der Tiefe“ war interessant.  Angesichts der computeranimierten Actionfilme von heute mutete dieser Streifen geradezu romantisch an: ein männliches Wesen entdeckt das Leben auf dem Meeresboden, natürlich waren auch ein paar Nixen dabei...

Charlie Chaplin kam als nächstes – er war unschlagbar. Die ganze Zeit spielten die Live-Musik, dem meist rasanten Tempo der Streifen angepasst. Die hohe Kunst der musikalischen Live-Begleitung kann nur gebührend schätzen, der sie aus nächster Nähe erlebt hat. Nach der Pause kam dann der Film mit Harold Lloyd, der melancholische Darsteller wurde nach vielen Verwicklungen und Komplikationen doch noch glücklich mit seiner Angebeteten – zumindest bis zum nächsten Film.

Beschwingt und inspiriert brachen die leider nicht ganz so zahlreichen Zuschauer auf in der Hoffnung, dass im nächsten Jahr auch das Wetter wieder mitspielt, denn das Wanderkino hat schon Kultcharakter.