Die Töpelkings im Roten Ochsen
von Hans-Jürgen Fuchs (15.01.2016)
Fotos: Hans-Jürgen Fuchs und Uwe Bellm
Es war ein ungewöhnliches Konzert, das am 15. Januar 2016 Ochsen stattfand. Sicher, Arnim Töpel ist kein Unbekannter in Rohrbach. Immer wieder kommt er zu Konzerten zu uns und immer wieder ist der Ochsen ausverkauft. So auch dieses Mal. Trotzdem war es kein normales Töpelkonzert. Aus Anlass unseres Ortsjubiläums hatte Arnim diesmal nämlich zwei Kollegen mitgebracht – auch diese keine Unbekannten im Rohrbach. Am Schlagzeug saß Erwin Ditzner, der u. a. 2013 mit Jutta Glaser im Ochsen aufgetreten war und Michael Herzer, der 2011 mit Laurent Leroi hier gespielt hatte, stand am Kontrabass.
Unglaublich wie die drei harmonierten. Bei Arnim hat man ja eh das Gefühl, dass ihm Texte und Lieder durch den Körper gehen, dass er sie mit dem ganzen Körper rezitiert. Und ähnlich war es auch mit seinen Kollegen auf der Bühne.
Erwin Ditzner spielte … ja was? Es heißt zwar „Schlagzeug”, aber eigentlich klingt das viel zu derb für das, was er macht. Er bewegt seine Hände, seine Arme, manchmal auch seine Füße und diese Bewegung überträgt sich nahtlos auf das Instrument.
Und Michael Herzer Bass ist natürlich die Erdung, gibt dem Stücken eine Tiefe, dass man sich manchmal bewusst machen musste, dass da tatsächlich nur drei Menschen auf der Bühne standen und ziemlich unpluggt spielten. Es machte Spaß, ihm zuzuhören. Und zuzusehen, wieviel Spaß er beim Spielen hatte, mit seinem und dem seiner Kollegen.
Das Trio brachte uns weniger Musikkabarett, als ein Konzert mit wunderschönen Liedern. Es waren Töpels „greatest hits”, aber neu interpretiert, volles Blues und Groove. Und oft auch sanft und voller Poesie.
Voll jener Poesie, die typisch für das Kurpfälzische ist. Eine spezielle Poesie, die nicht immer leise daher kommen kann. Arnim Töpel sagt
„Kurpfälzisch lässt sich ausgesprochen schlecht flüstern, schwerlich gedämpft artikulieren. Deshalb hat man in Gastwirtschaften auch den Eindruck, hier bricht demnächst ein Tumult aus, alle schreien sich an. Falsch. Diese so klangmächtige Sprache bedarf einfach des Elans und der Entschiedenheit des Sprechenden. Sie ist damit Ausdruck von Vitalität. Das ist eine Kraftquelle. Davon profitieren wir, die Hea!-Sager, und das können auch Sie sich zunutze machen, selbst wenn Sie die korrekte Aussprache nicht beherrschen.” (Rhein-Neckar-Zeitung, 29./30.11.2014).
Und davon gab es einige im Saal: non-Kurpfalz-native-speakers. Die hatten es sicher nicht immer leicht. Etwa als es um das multiple O in der Kurpfalz ging. So wie bei der Aussage: „In Sunn gibbts ko O, aber in Oamer” (Im Wort „Sonne” gibt es kein O, wohl aber im Wort „Eimer”). Außer in Monnem (Mannheim). Die Monnermer haben nämlich Ähma.
Stimmt: es ist nicht immer leicht, das Kurpfälzische als Mensch mit Migrationshintergrund zu verstehen. Aber es lohnt sich:
„Probieren Sie es!”, rät Arnim Töpel, „wenn es Ihnen wieder einmal schwerfällt, Ja! zum Leben zu sagen, weil es bei Ihnen so zaghaft und zögerlich klingt, dann versuchen Sie es doch mit dem Dialekt. Lachen Sie nicht, wenn ich Ihnen empfehle: Sagen Sie zum Leben Alla! Sie werden hören, spüren, überrascht sein, wie viel Energie und Lebenskraft in Ihnen steckt.” (a.a.O.).
Ja, es war ein besonderes Konzert, das der Stadtteilverein und der punker präsentierten. Und das Publikum war begeistert. Drei Zugaben mussten sein, ehe die Musiker von der Bühne durften.
Wie heißt es in meinem Töpel-Lieblingslied (hier die Übersetzung für Nicht-Kurpfälzer)?
„Es macht keinen Sinn, dem Glück nachzujagen. Denn dieses ist da, direkt neben uns. Es erschließt sich am ehesten jenem, der zu seiner Individualität steht und sich der Konformität verweigert.”
Das Kurpfälzische ist da kürzer, es präsentiert sich „sparsam, punktgenau, schnörkellos…, sagt Töpel (immer noch a.a.O.). „Im Mittelpunkt steht die Sache. Keine unnötige Geschwätzigkeit, kein Sich-aufhalten mit dem Austausch überflüssiger Floskeln. Durch unsere Sprache sind wir spezialisiert auf präzise, zielorientierte Kernaussagen.”
„Des Glick liegt knapp newa de Kapp, isch muss doch nid suche, was isch schun hab …”, heißt das also auf Kurpfälzisch.
Des Glick liegt knapp newa de Kapp – und manchmal auch im Roten Ochsen …