Mit Günterles gegen die Generation Casting
Mit Günterles gegen die Generation Casting: Arnim Töpels »Masterbabbler«
(18. Februar 2011)
von Hans-Jürgen Fuchs
Am Freitag, 18.02., 20:00 Uhr, war es endlich wieder so weit: Arnim Töpel kam nach rorbach. Über zwei Jahre hatten die rorbacher/-innen ausharren müssen. Und entsprechend schnell waren die Karten ausverkauft. Arnim Töpel stellte im Ochsen sein aktuelles Mundartprogramm »Masterbabbler« vor.
Bernd Frauenfeld und Hans-Jürgen Fuchs begrüßten – auch die Kerschemer … und Arnim Töpel startete mit einem seiner schönsten Stücke: „Alles, nur nicht ohne Liebe …” und setzte den Abend fort mit seiner unvergleichlichen Mischung aus Komik, herber Gesellschaftskritik und Poesie.
„Wir haben sie noch alle … aber nicht der Reihe nach …”, so beschrieb er passend den Zustand einer Gesellschaft, der es noch immer bestens geht. Jedenfalls solange sie sich noch wundern kann: „Oh Gott, Schnee. Mitten im Winter” …
Im Zentrum des Programms stand allerdings noch einmal die Mission und Lebensaufgabe „Rettet den Dialekt”. Vor allem den Kurpfälzischen. So gründete Töpel kurzerhand die 1. Kurpfälzer Dialektschule und erklärte Ungeübten, dass in „Sunn ke O is, awer in Omer” (in dem Wort Sonne kein „o” zu finden ist, wohl aber in dem Wort Eimer). Überhaupt ist für Töpel das „o” das Epizentrum des Kurpfälzischen: „Vum „o” kummt alles, zum „o” geht alles …”. Aber nicht einfach zu dem „o”. Gibt es doch mindesten 26 unterschiedliche „o”s im Kurpfälzischen.
Schön auch die Definition des Schweigens auf Kurpfälzisch: Es beginnt mit den Worten „Isch sag mol nix!”, und endet mit „Isch hab nix gsagt!” und dazwischen? Ist man völlig frei …
Schweigsam ging es dann auch in der Pause zu. So lebendig, dass Arnim Töpel das Publikum zum zweiten Teil zusammenrufen musste: „Sie kämen auch gut ohne mich zurecht …”. Stimmt. Aber nicht halb so vergnüglich.
Was natürlich auch an Töpels Alter Ego lag, dem Günter. Der ist immer dabei, kann seinen Schnabel nicht halten und der eigentliche Leiter der Dialektschule. Er ist es, der das Kurpfälzische hinausträgt in die Welt, es zum Esperanto des 3. Jahrtausends werden lässt. Wobei mir unklar ist, ob das angesichts der Verbreitung von Esperanto positiv gemein ist …
Immer noch besser jedenfalls als die Perspektive angesichts der „Generation Casting”. Da sei wohl schon zu befürchten, dass in wenigen Jahren die Betreuuer im Altersheim freundlich „Move your ass!” zu ihren Schützlingen sagen. Auch deshalb gilt es, der Kultur zu widerstehen, die alles mit Ähnlichkeit schlägt (Horkheimer) und das Kurpfälzische zu retten – als systemrelevante Sprache.
Bis dahin ist aber noch etwas Zeit. Zeit, die wir gerne damit verbringen zuzuhören und zuzusehen, wie Arnim Töpel sein Klavier, seine Brust und seine Wangen traktiert. Und seine Mutter- und Kindersprachen zurecht rückt:
„Das Leben geht nicht einfach weiter – es fängt immer neu an …”