rorcultur 2005: Von Chaos bis Genialität
Oder: Wie die bayrische Lederhose den Ochsensaal eroberte
von Valentina Schenk
Da rorcultur nun schon fast Tradition hat, strömten die Massen am 3. Oktober (dieses Datum sollten Sie sich merken) in den Ochsensaal und bereits gegen 19.15 Uhr war die Veranstaltung völlig ausverkauft, was zu enttäuschten Einlassbegehrenden und gestressten Kartenverkäuferinnen und strengen Einlass bzw. Auslasshaltern führte. Aber alle, die früh gekommen waren und es geschafft hatten eine Karte zu ergattern, erlebten einen wirklich besonderen Abend.
Max Nix und Willi Widder Nix – Rohrbachs Stimmungskanonen
Max Nix und Willi Widder Nix, die in rotkarrierten Hemden und Krachledernen durch die Show führten, brauchten nur ein paar Lidschläge lang um von tumben Burschen zu Conferenciers zu werden, die mit ein paar trockenen Sätzen – meist von Max, mit bayrischem Fantasieakzent, Willi sprach nicht viel, er guckte mehr – jeder Anmoderation einen ganz eigenen Charakter überaus situativ auf die nächsten Künstler eingingen.
Gustav Knauber freut sich über technische Unterstützung
So platzierten sie z.B. Gustav Knauber, der seine berühmte Rohrbacher Prosa und Poesie darbrachte mit Nonchalance auf seinen Stuhl und schafften es bei der Darbietung davor den Vorlesetisch schon zum Star zu machen.
Die Eröffnung fiel nach dem blechernen Einlauf der „punker-Haus-Band” Nachbarschaftskrach mit der HipHop-Gruppe »Fools on stage« aus dem Haus der Jugend laut, lebendig und mit Hochgeschwindigkeit aus, danach sang sich Dörte Pommerien mit Klavierbegleitung von Beate Schwerdtfeger mit Gershwinliedern in die Zuhörerherzen und besagter Vorlesetisch kündete schon von Gustav Knauber, der dann unter anderem von der Entrohrung der Bach erzählte und damit auf höchste Zustimmung beim Publikum stieß.
Einzug mit Nachbarschaftskrach
Ungewohnte Töne im Ochsen: HipHop-Gruppe »Fools on stage«
Dörte Pommerien
Die FabFive - Zugereiste aus der Weststadt und Handschuhsheim unter ihnen, sangen als Sextett a capella einfach nur schön „How deep is your love” und „time after time”. Am 15. Oktober treten sie in der Melanchtonkirche auf – unbedingt hingehen! Willi, der schon viel Zeit mit Gucken nach dem richtigen Mädchen verbracht hatte, verstand sichtlich, was es mit der Liebe auf sich hat.
FabFive
Nach der Pause wurde von Gerda Neuwirth and friends aus der Sickingenstraße die ultimative Rohrbachhymne vorgetragen, Perkussion mit Reibe, Küchenschere und Co. und das Loblied auf gute Nachbarschaft gesungen.
Ja, die Nachbarschaft! Mal laut mit Nachbarschaftskrach, mal dezent mit Gitarre und Rosen
Nun spielten “Stubemusik”, das sind Er (Christoph Linhuber) und die Zwei (Martina Baumann und Franziska Winkler), Ländler aus Bayern so schön, das alle Vorurteile das bayrische Volksgut betreffend ausgehebelt wurden. Und die neu gegründete Formation rorchor setzte mit Trinkliedern aus der Renaissance und dem Rohrbach-Klassiker” in einem Kühlen ”in dieser Richtung noch einen drauf.
Rohrbach: Somewhere between Watzmann ...
... and the cool Grund!
Und dann erschienen Max und Willi Widdernix mehr als Bayern mit bemühtem Akzent, sondern sie stiegen vom Olymp als der einzig wahre Elvis im Doppelpack und spielten „love me tender” auf Säge und Horn. Alphörner wurden zusammengesteckt und Sinéad O’Connor intoniert, alles in schwindelnder Höhe, sitzend auf ihren Instrumentenkoffern bis der ück bebte.
Bis der Kronleuchter bebt!
Nachbarschaftskrach blies dann mit allen Künstlern zum Grande Finale und noch einmal merkten wir, dass Rohrbach ganz besonders ist und sangen für
Finale
Selbst der Abstieg von den Koffern geriet Max und Willi zum komischen Geniestreich und so bleibt zu hoffen, dass es nächstes Jahr wieder rorcultur im Ochsen gibt. Dabei fällt mir ein, dass ich die Bedienungen gesondert erwähnen muss, denn sie haben mit Gelassenheit und trotzdem schnell Essen und Trinken zum Publikum geschafft, vielen Dank dafür! Und ein riesiges Dankeschön an die Akteure und die Organisatoren Ursula Röper, Thomas Kochhan, Thomas Nigl und vor allem den musikalischen-technischen Leiter Uwe Loda.
Die Bühne ist leer. Nur der Leuchter schwankt noch leicht
Und nun bleibt nur noch eins zu sagen: Auf ein Neues am 3. Oktober 2006