Samstag Nacht in Brisbane

Eine Straßenecke

Zwei junge Männer

Zwei Instrumente

Eine Stimme.

 

Freude.

Freude, die wie Regentropfen nieder prasselt. Jeden ansteckt, den sie trifft.

Singen, Lachen, Kreischen.

Die beiden Männer haben es in der Hand.

 

Es wird getanzt.

Für sich, für die anderen.

 

Da ist die Rothaarige mit dem grünen Jackett, ocker-gelber Bluse und roter Hose mit roten Stiefeln.

Sie tanzt für sich, genießt das Schauspiel zwei Lieder lang und geht dann weiter.

 

Da ist die Schwarzhaarige mit dem schwarzen Mantel, dem roten Lippenstift und dem pinken Shirt.

Sie tanzt, als ob sie das Gewicht vieler Jahre abtanzen würde.

 

Da sind die drei viel zu knapp bekleideten Party-Girls, die wohl auf den Weg in einen Club waren.

Mit Voranschreiten des Abends lassen sie sowohl Schuhe, Handtäschchen, als auch die Jacken neben dem Keyboarder liegen, um sich nur noch im Minirock und kurzem Top der Menge zu präsentieren.

 

Da ist der bärtige Obdachlose, der auf den kalten Steinen schräg hinter der Band sitzt und allem aus sicherer Entfernung mit einem Bier beiwohnt.

Er ist der teils stumme, teils laut vor sich hin brabbelnde Beobachter.

 

Da ist der verwirrte Gitarrenspieler, der mit seiner kaputten und viel zu leisen Akustikgitarre versucht, hinter der Band mit zu spielen und zu singen. Doch neben dem elektronischen Verstärker gnadenlos unter geht.

 

Dort an dieser Straßenecke sind so viele.

Dort kulminiert high society und Armut.

Dort tanzt das Party Girl mit der komischen Eigenbrötlerin.

Dort schauen die leicht nervigen Kerle beinahe neidisch dem Retro Mädchen beim Tanzen zu.

 

Golden, warm, süß tropft die Freude nieder.

Fließt wie ein Fluss an dieser Straßenecke, nimmt die vorbei gehenden Passanten mit, steckt die auf der anderen Straßenseite aufs Taxi wartenden Menschen an.

Stoppt nicht, als die nahen Bars schließen und versiegt auch nicht, als einige Zuhörer durch den Schleier ihrer Melodien nach Hause tanzen.

Denn wiederum andere wird ihr Fluss zu dieser Straßenecke führen.

 

Die Freude, die pure Lebenslust, das Freiheitsgefühl erfasst die Menschen, entführt sie aus der Tristesse des Alltags, durch einen Schlagzeuger und einen Pianisten, die ihr Talent in reines Glück, gute Laune und Lachen verwandeln können.

Die Einfachheit der Dinge, die Schönheit und Klarheit der Musik und ihr schneller Zugang zu unseren Herzen- was braucht der Mensch mehr?

 

Zwei Menschen reichen aus, um eine Straßenecke in einen Ort der wilden, tanzenden Glückseligkeit zu verwandeln.

 

Eine Straßenecke

Zwei junge Männer

Zwei Instrumente

Eine Stimme.

 

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