Pausen sind der Käse im Loch des Lebens
Über ein Buch, zwei Frauen und eine lange Reise
Es regnet, es ist kalt.
Das Dachterrassen-Cafe des "Museum of Contemporary Art" ist trotz des Wetters gut gefüllt.
Schwatzende Geschäftsfrauen und -Männer, Kunstliebhaber und Touristen finden sich zusammen, um bei einem wunderschönen Blick auf Opernhaus und die Harbourbridge Mittag zu essen und Kaffee zu trinken.
Unsere Kaffeetassen sind halb leer, die Finger etwas steif von der Kälte.
Vor uns auf dem Tisch liegt unser Buch. Das Buch der kreativen Texte, der Gedanken und der Prosa.
- Wir wechseln den Sitzplatz, denn der Regen tropft auf unseren Tisch und stellt eine aktive Gefahr für die Seiten unseres Buches dar. -
Dieses zum Anfang unserer Reise leere Buch trägt nun Gebrauchsspuren. Es ist über die Hälfte gefüllt mit Worten und Zeichnungen, die abgeknickten Ecken und die Flecken am Buchrücken zeigen den Weg, den dieser treue Reisebegleiter mit uns gegangen ist.
Er hat alles auf genommen, hat Texte über die erste Busfahrt, das Staunen und Erleben ertragen. War Zeuge der Freude und der grüblerischen Momente. Erzählungen über Motorradtouren im Regen, Sonnenuntergängen in Hängematten, aufdringlichen Straßenverkäufern und Essen an asiatischen Straßenständen, hat er zugehört.
Über das Lachen von philippinischen Kindern wurde ihm berichtet, und über die Kälte in einem Wohnmobil in Neuseeland.
Nun, während der Nebel und der Regen uns langsam die Sicht auf die Harbourbridge verschleiert, liegt es vor uns und wir fragen uns, ob das nun der Zeitpunkt ist, an dem wir Abschied nehmen müssen.
Abschied von den Momenten, an denen wir uns gedankenversunken gegenüber saßen, das Buch und einen Stift zwischen uns, während wir versuchten, unsere Gedanken und Emotionen zu Papier zu bringen, ihnen mit Worten Ausdruck zu verleihen.
Dieses Buch war bei uns, als wir auf Koh Samui in einem Cafe saßen, in Don Det in der Hängematte lagen, am Tisch unserer provisorischen Küche in Laguna, in unserem Campervan in Neuseeland, als wir, in Decken gekuschelt, hinaus in den Regen sahen, und auf einer Bank am Meer in Airlie Beach.
Viele Seiten sind nun gefüllt, doch längst nicht alle.
Noch sind weiße Seiten übrig, noch wartet unser Buch auf weitere Geschichten.
Wir werden es nur zeitweilig zur Seite legen, es wird abrufbereit bleiben. Bereit, uns jeder Zeit unkompliziert und mit allen Orten zufrieden, auf neuen Reisen Gesellschaft zu leisten.
Wir haben viel gesehen, viel geschrieben, doch die Welt ist groß und weit und es gibt noch viele Orte, die wir entdecken wollen.
Noch ist unsere Neugierde nicht gestillt.
Es fällt uns nicht leicht, dieses Buch nun weg zu legen, doch wir tun es in dem Wissen, dass es nur ein Ausruhen ist.
Ein Zurückkehren an unserem vertrauten Ort, Rohrbach, um Kraft zu schöpfen für neue Reisen ins Unbekannte.