Schwerpunkt Rohrbach
Bericht zum OB-Wahl-Podium
(12. September 2006)
von Ludwig Schmidt-Herb
Es sei „unfair", meine Vizekanzler Münte neulich, das Tun & Treiben der Politiker an dem zu messen, was sie im Wahlkampf versprochen haben. So gesehen hätten wir uns das OB-Wahl-Kandidaten-Podium am Dienstag (12.9.) auch sparen können, denn was soll dann noch ein „Wahlkampf"?
Aber an diesem Abend ging es ja nicht darum, den OB-Kandidaten irgendwelche Versprechen abzulocken, sondern vielmehr, sie einmal nicht über die Presse, sondern „face to face" und im direkten Vergleich kennen zu lernen sowie ihre Einstellung zum „Schwerpunkt Rohrbach" zu erfahren. Moderiert wurde der Abend von Bernd Frauenfeld (Stadtteilverein) und Ursula Röper und Hans-Jürgen Fuchs (beide der punker).
Moderierten die Veranstaltung: Bernd Frauenfeld, Stadtteilverein und Ursula Röper und Hans-Jürgen Fuchs (der punker)
Die Kandidierenden
Und so saßen denn vier Kandidaten auf dem Podium und stellten sich zunächst vor:
- Prof. Dr. Caja Thimm: Geb. 1958 in Frankfurt, seit 1977 in HD, Studium der Germanistik und Politikwissenschaft, Mutter von 2 Töchtern, z.Zt. Prof. d. Medienwissenschaft in Bonn
- Dr. Jürgen Dieter: Geb. 1955 in Lampertheim, vh., 2 Kinder, Jurist, Richter, 8 Jahre MdL in Hessen, 3 1/2 Jahre Bgm. In Lampertheim, z.Zt. Direktor/Stellvertretender Geschäftsführer des Hessischen Städtetages)
- Dr. Eckart Würzner: Geb. 1962 in Goslar, Stud. Geographie / Geologie/ Jura in HD+MA, vh., 4 Kinder, Ab 1989 Umweltfachberater bei der Stadt Heidelberg, Leiter der Umweltschutzbehörde der Stadt Heidelberg. Seit 2001 Bürgermeister für Umwelt und Energie der Stadt Heidelberg
- Dr. Arnulf Weiler-Lorenz: 63, seit Anf. der 60er Jahre in HD, Stud. Mathe + Chemie, Arbeit im DKFZ, später Medizin, Facharzt f. Anästhesie. Langjähriges Gemeinderatsmitglied, erst FDP, jetzt Bunte Linke
Auf dem Podium die vier chancenreichsten Kandidaten: Dr. Arnulf Weiler-Lorenz, Prof. Dr. Caja Thimm, Dr. Jürgen Dieter und Dr. Eckart Würzner
Schwerpunkt Rohrbach
Nach dieser ersten Runde ging es dann zur Sache. Hans-Jürgen Fuchs verwies darauf, dass für die Heidelberger Politiker die Stadtteile oft als Orte jenseits der „Peripherie" zählten und forderte die Kandidaten auf, ihre Vorstellung zum „Schwerpunkt Rohrbach" darzutun.
Dr. Jürgen Dieter: Er habe sich in Rohrbach umgesehen. Rohrbach Markt: was von den Bürgern mühsam erarbeitet worden sei, werde er auch umsetzen. Die Rohrbacher Straße (er meinte wohl die Karlsruher Str.!) müsse als wichtiger städtebaulicher Akzent saniert werden. Außerdem müsse man die Nahversorgung unterstützen und das Betreuungsangebot für Kinder und Jugendliche verbessern.
Dr. Eckart Würzner: Eine lebendige Vereinsstruktur in Rohrbach schaffe „Heimat". Rohrbach Markt: die angestrebte Lösung gehe 2007 in die „Realisierungsphase" (?). Dazu gehöre auch die Sanierung der Rohrbacher-/Karlsruher Straße. Im Gewerbegebiet Süd werde er sich für eine 2. Zufahrt über Leimener Gemarkung einsetzen. Im „Quartier am Turm" hätten Zugeständnisse an den Investor zu dichter Bebauung geführt (Lösung?). Kinder- & Jugendarbeit: Er konstatiert extreme Betreuungsdefizite im Alter unter 3 Jahren und in der Ganztagsbetreuung von Haupt- & Realschülern und verspricht Abhilfe. Für die Senioren hält er eine Begegnungsstätte im Zentrum füt wichtig. Die Gasleitung sei nicht zu verhindern gewesen.
Dr. Arnulf Weiler-Lorenz: Die Verkehrsbelastung auf der B3 werde durch den Umbau von Rohrbach Markt nicht verringert, außerdem sei die Co-Finanzierung durch Landesmittel nicht gesichert, wie solle also das ganze Projekt finanziell gesichert sein? Er sieht keinen Umbau in absehbarer Zeit. Bei der Gasleitung empfiehlt er, Rechtsmittel einzulegen.
Prof. Dr. Caja Thimm: In Sachen Rohrbach Markt werde Rohrbach tatsächlich als „Peripherie" behandelt, denn die in den Haushalten 2005 + 2006 für Rohrbach eingestellten Gelder seien nicht investiert worden und drohten somit zu verfallen. Rohrbach drohe „in zwei Teile zu zerfallen". Es gelte, soziale Brennpunkte im Hasenleiser und das Sterben des Einzelhandels zu bekämpfen.
Publikumsrunde 1
Nun folgte eine Fragerunde, die aber mehr an eine Gemeindrats-Diskussion erinnerte, weil die Fragen viel zu polemisch waren. Die Antworten fielen dementsprechend aus als parteipolitische Schuldzuweisungen. Erschreckend war, wie wenig die Kandidaten wirklich über Rohrbach wussten.
Thema Heidelberg
In der zweiten Vorstellungsrunde konnten die Kandidaten nun ihren Visionen zum „Thema Heidelberg" darstellen. Hier die Highlights:
Dr. Eckart Würzner: Einkaufszentrum im alten Uni-Gelände Bergheim - Neckarufer-Tunnel & „Stadt am Fluss".
Dr. Arnulf Weiler-Lorenz: „Wenn man kein Geld hat, geht manches halt nicht" - Soziale Belange haben Vorrecht vor Großprojekten.
Prof. Dr. Caja Thimm: Mehr Transparenz Uni - Stadt. Kein Einkaufszentrum, egal wo. Einzelhandel dezentral stärken, Bismarckplatz / Adenauerplatz / Neuer Nahverkehrsknoten „Seegarten". Verkehrsleitplan - Autofahrer sind willkommen.
Dr. Jürgen Dieter: Hauptbahnhof als Dreh- & Angelpunkt mit Kongresshaus, Stadt soll Bahnstadt kaufen. „Massen"-Einkaufszentrum am Bahnhof. Privatfinanzierung fürs Theater.
Publikumsrunde 2
Die Publikums-Fragerunde verlief ähnlich polemisch wie die erste, allerdings hatten die Kandidaten nun präzisere Antworten parat - offensichtlich waren sie über Heidelberg besser präpariert.
Abschlussvisionen
Zum Schluss forderte Hans-Jürgen Fuchs die Kandidaten auf, in einem Satz die Frage zu beantworten: „Wie sieht Rohrbach aus, wenn in 8 Jahren Ihre erste Amtsperiode endet?"
Prof. Dr. Caja Thimm: Rohrbach Markt ist realisiert. In der IGH gibt's neue Toiletten, und im Hasenleiser kann man wieder einkaufen.
Dr. Arnulf Weiler-Lorenz: Der Verkehr in Rohrbach-Markt hat um 20% abgenommen, Rückbau der Römerstraße vor dem US-Hauptquartier. Es gibt einen direkt gewählten Ortschaftsrat.
Dr. Jürgen Dieter: Umbau Rohrbach Markt ist vollzogen, die Aral-Tankstelle kassiert, der Platz vor der Johanneskirche neuer Ortsmittelpunkt.
Dr. Eckart Würzner: Rohrbach Markt ist umgebaut, eine 2. Zufahrt nach Rohrbach-Süd in Betrieb. Es gibt Ganztagsbetreuung für Kinder, die Mietkosten für Vereine sind auf ein „vernünftiges Maß" eingependelt.
Mit der Bemerkung: „Ich freue mich, dass alle Kandidaten den Umbau von Rohrbach Markt wenigstens in 8 Jahren für beendet halten" beschloss Bernd Frauenfeld den Abend.