Standing ovations für ein Kleinunternehmen
Die Nachtigallen im Ochsen
(27. Mai 2011)
von Hans-Jürgen Fuchs
Endlich mal wieder: Das Kleinunternehmen Nachtigallen spielte im intimen Umfeld des Rohrbacher Ochsen. Und begann mit einer uncoolen Version von Sades Smooth Operator – „weil wir selbst so uncool sind …”, meinten die Nachtigallen und waren damit allein im Saal. Denn das berühmte Rohrbacher Publikum („so was hammer noch nicht erlebt …”), fand die drei alles andere als uncool.
Martin Haaß, Rolf Schaude und Jutta Werbelow
Organisiert hatte das Konzert der punker. Und das heißt in diesem Falle vor allem Valentina Schenk, die Nachtigallen und Publikum auch begrüßte und aus ihrer Begeisterung für die Band keinen Hehl machte. Umso mehr als die Nachtigallen gerne immer wieder in Rohrbach, aber nie wieder in AKWs spielen werden.
Valentina Schenk
Weiter ging es mit anderen „alten Schinken". Wunderbare Versionen von „Under the boardwalk” von den Drifters/Stones, John Lennons „Jealous Guy”, wunderbar interpretiert von Martin Haaß oder dem „Political Man” von Cream, einem Song aus der Zeit der Trockenshampoos und Landkommunen ohne sanitäre Anlagen, bei dem Rolf Schaude das Schlagzeug traktierte, bis es sogar die snare drum umhaute.
Hörenswert auch die Moderationen, vor allem von Jutta Werbelow, die uns u.a. auch tiefe Einblicke in das Innenleben der Band, die es seit 25 Jahren gibt, ermöglichten: Seien es die zu langen Schuhe und zu kurzen Hosen von Rolf Schaude, oder seine Eigenart, sofort nach Verlassen der Bühne im iPhone die Fußballergebnisse zu checken.
Schließlich „Thriller” von Michael Jackson in einer völlig abgehoben intellektuellen Version, die die Nachtigallen nur in Unistädten spielen können. Und, mein erstes absolutes Highlight, „You´re my heart, you´re my soul”, die Modern Talking - Schnulze aus den 80ern, die bei den Nachtigallen zur jazzigen Glanznummer mutierte.
Und dazwischen immer wieder die Frage: „Pils, kleines Pils?”.
Und sonst? Jede Menge wunderschöne Lieder und viel Applaus. Und zum Schluss zum Mitschmettern, „dass Rohrbach vor Liebe erbebt”: „Time after time” schöner als von Cyndi Lauper. Die hat´s aber erfunden.
Und der junge Freddy Mercury wusste es auch schon: „Time´s running out for each of us.” Und auch dieses Konzert der Nachtigallen ging – mit standing ovations und manchen Zugaben – zuende. Schließlich „stehen da schon unsere Salate”.
Achso: Der Satz „Und, mein erstes absolutes Highlight …” fordert ja eigentlich mindestens ein weiteres absolutes etc. Hier ist es: Jutta Werbelow spielt E-Gitarre und singt und schreit „Smells like teen spirit” ins Mikro. So intensiv, dass man bedauern musste, dass Kurt Cobain Heroin und Schrotflinte dem Weiterleben vorzog und zugleich verstehen konnte, dass nur jemand wie er solche Musik hervorbringen kann.