martinique: »Im Winter ist es kalt, im Sommer ist es warm …«
Premiere mit Martina Baumann (Akkordeon), Uwe Loda (Saxofone und Klarinette) und Gästen
(20. April 2007)
von Hans-Jürgen Fuchs
Freitag, 20. April 2007, katholisches Gemeindezentrum in Rohrbach. Ein voller Saal plus drei weitere Gäste, eine familiäre Atmosphäre. Auf der Bühne: Martina und Uwe. Ein Heimspiel. Was die Aufgabe für Musiker nicht leichter macht. „Manchmal ist es schwerer, vor Freunden zu spielen, als vor einem fremden Publikum”, sagte Martina Baumann zu Beginn des Konzerts.
Martina Baumann und Uwe Loda
Aber Martina und Uwe lösten die Aufgabe mit Bravour und die Freunde im Publikum machten es ihnen leicht. Die Stimmung war hervorragend und die Musiker trafen jeden Ton – auf ihren Instrumenten und bei den Ansagen. So etwa als Martina Baumann ein von Uwe Loda geschriebenes Stück ankündigte, „damit er auch 'mal drankommt”, ein Stück mit dem Titel „Frühschoppen” oder „früh shoppen”, bei dem man sofort die „Horde betrunkener Männer am Vatertag mit ihrem Leiterwagen im Wald” sehen würde. Nun, das Stück war wunderschön, auch wenn der „Rohrbacher Vierkampf”, der Vatertag mit vier Verköstigungsstationen weit entfernt ist von betrunkenen Männerhorden. Frauen trinken auch. Allerdings ziehen sie in der Tat seltener Leiterwagen. Aber das ist eine andere Geschichte…
Der erste Abschnitt des Konzerts präsentierte ausschließlich neue Stücke, die bald auch auf CD erscheinen sollen. Wunderschöne Lieder, jazziger als das was wir bisher von marinique kannten. Und auch die Saalgäste kamen zu Wort: „Ins Wasser fällt ein Stein” durften alle mitsingen, ein sanfter, stimmungsvoller Klang.
Uwe Loda und die von Christoph Linhuber gebaute Klangsäule
Rohrbachs „Dorfheiliger” war auch dabei, Eichendorffs Gedicht „Mondnacht”, nicht in der Liedfassung von Robert Schumann, sondern in einer verjazzten Vertonung von martinique
Es war, als hätt' der Himmel
Die Erde still geküßt,
Daß sie im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müßt'.
Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis die Wälder,
So sternklar war die Nacht.
Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.
Dann ein Volksstück, bei dem das Publikum in der Ukrainische bei Gefallen Kleingeld wirft, bei Missfallen faule Tomaten. In Rohrbach flog weder das eine noch das andere. Das Stück, rasend schnell, gefiel und die Spenden am Saalausgang waren eher Scheine als Kleingeld.
Zum Abschluss des Konzerts kamen die angekündigten Gäste mit auf die Bühne: Der Gitarrist Charly Hanenberg in einer feinen Tangolehrstunde, Mario Fadani, der seinen Kontrabass spielte, als wäre er ein Teil von ihm, unprätentiös und virtuos. Schließlich Alex Wormit am Schlagzeug, der herrlich sanfte südamerikanische Rhythmen spielte.Das Quartett spielte bekannte und immer wieder schöne Stücke von martinque und anderen, „You'll Never Walk Alone” und vieles mehr. Künftig wird man diese Besetzung öfters zu hören bekommen, wir dürfen uns darauf freuen.
Nach zwei Stunden, vielen Zugaben entließen Martina Baumann, Uwe Loda und ihre Gäste das Pubilkum in den Rohrbacher Frühling. Ein schöner Abend ging zu Ende.
Charly Hanenberg, Alex Wormit und ein Teddy
Mario Fadani am Kontrabass
Apropos Frühling. Das Konzert lüftete natürlich auch den Sinn hinter seinem Titel. »Im Winter ist es kalt, im Sommer ist es warm …«, nicht nur die RNZ war irritiert und fragte beim punker-Pressesprecher an, was die Künstler uns damit sagen wollen. Nun, dass es mit Winter und kalt, Sommer und warm nicht so einfach ist in Zeiten des Klimawechsels, haben wir in den letzten Wochen hautnah erfahren (s.u.) aber martiniques Hintergrund war ein philosophischer. Ein Schüler in einem buddistischen Kloster, so erzählten sie, fror im Unterricht bei -20° C. Er fragte seinen Zenmeister, warum er bei einer solchen Kälte lernen solle. „Nun”, antwortetet der Meister, „im Winter ist es kalt, im Sommer ist es warm!”.
In Rohrbach ist es warm. Auch Dank Martina und Uwe!
Mit von der Partie: Bühnenscheinwerfergeeignete Halbschuhe ...
Nach dem Konzert ...
Das hatt er sich verdient: After Show - Party ...