Da fällt mir nur ein Wort ein: „Magie“

Text: Andrea Tenorth             Bilder: Hans-Jürgen Fuchs, Monika Seehase-Gilles

„Wir Kurpälzer reden, so wie uns der Schnabel wächst“ – mit diesem Satz begrüßte Valentina Schenk im Namen des Punkers und des Stadtteilvereins den Mundartevangelisten Arnim Töpel als „unseren Lieblingskabarettisten“ im Roten Ochsen. Mir als Zugereiste wurde dabei etwas mulmig – würde ich überhaupt verstehen können, worum es ging? Würde der Abend sehr lang für mich werden? Kurze Antwort zur zweiten Frage: nein, überhaupt nicht. Und zur ersten Frage: Ich hatte einen wunderbaren Dolmetscher an meiner linken Seite, der mir die schwierigsten Vokabeln übersetzte…

So konnte ich wie alle anderen Gäste im ausverkauften Saal des Roten Ochsen (expliziter Wunsch des Künstlers: „Es war glasklar, wir gehen in den Roten Ochsen und sonst nirgendwo hin!“) das musikalische Jubiläumsprogramm mit den vielen liebevollen, pointierten Songs und Zwischentexten genießen. Mit seinen 60 Jahren Lebenserfahrung kokettierend („Rap im Sitzen - ja, auch Rapper werden älter“) präsentierte Arnim Töpel souverän, locker, nachdenklich, melancholisch, tief, überzeugend seine Perlen aus 9 Soloprogrammen und inzwischen 10 Kriminalromanen. Und gab zugleich Einblick in sein Leben, z.B. den Start seiner Musikkarriere in der evangelischen Jugendgemeinde, sein musikalisches Erweckungserlebnis, den Auftritt in der Hitparade 1994 (neben Ireen Sheer) mit „Wir sind alles kleine Ärsche“. Aber er gab auch Einblick in das, was ihn zutiefst bewegt: Mundart nicht aussterben zu lassen und sich deshalb u.a. mit Lesungen in Schulen und Mitgestaltung von Gottesdiensten (ja, er würde dafür auch nach Rorbach kommen!!) der aktiven Verbreitung der kurpfälzischen Mundart zu verschreiben.

Was für mich immer ein bisschen zu kurz kommt, ist die Musik, denn Arnim Töpel ist nicht nur Kabarettist, sondern auch Vollblutmusiker und zeigt seine Musikalität und Timing auf dem Klavier, dem E-Kontrabass, der Cajon und (seit den Lock-Downs) auch unter Verwendung eines elektronischen Loopers. Eines meiner persönlichen Highlights war die kurpfälzische Variante von „Far, far away“, die der bekennende Slade-Fan („damit stand ich ganz alleine in meiner Jugend“) sehr melancholisch wurde („des ist schad, so richtig schad“). Deshalb mein ganz persönlicher Wunsch für das nächste Programm: noch mehr Musik!