"Handgepäck "2025 - Ukulelentrios
Text: Ulrich Kaiser Bilder: Monika Seehase-Gilles
Ukulelen im Roten Ochsen
Was ist eine Ukulele? Nun, für mich war das bisher eine Kindergitarre, und ich hatte dieses Instrument eher als Spielzeug angesehen. Ein Ukulelenkonzert im Roten Ochsen mit der Gruppe „Handgepäck“, na ja. Ich habe jedenfalls keinerlei Vorstellung, was mich da erwarten könnte – ich gehe trotzdem hin. Auf der Punker-Homepage war das Ukulelentrio aus Karl Schramm, Michael Grittmann und Thomas Rudy schließlich sehr löblich angekündigt, und da muss ja was dran sein.
Ich betrete also den Saal des Ochsen und schau mir die Bühne gleich etwas näher an. Denn dort fällt mir sofort eine ganze Reihe von Gitarren-ähnlichen, aber deutlich kleineren Instrumenten auf, 12 an der Zahl sowie ein seltsames Saiteninstrument ohne Resonanzkörper – alles Ukulelen wir ich beim Gespräch mit den Künstlern erfahre. Wie ich weiter lerne, haben Ukulelen i. A. 4 Nylonseiten, eines der 12 Instrumente hat sogar 8 Stahlsaiten. Vorhanden sind 2 Bass-Ukulelen, die dann von Michael bespielt werden, eine Banjo-Ukulele, weiterhin Bariton-, Sopran-, Tenor-, standardmäßige Konzert-Ukulelen sowie E-Ukulelen, die Karl und Thomas in vielen Kombinationen bedienen werden. Vertreten sind aber auch eine Mundharmonika und einige Percussions. Eine große Oceandrum rundet das Instrumentensortiment ab.
Dann geht es los, beginnend mit bekannten Hitparadentiteln der 60er Jahre (Down in the Boondocks) bis hin in die 2000er (Jungle Drum), immer wieder bereichert durch Ansagen und Blödeleien insbesondere zwischen Karl und Thomas sehr zum Spaß des Publikums. So erfahren wir z.B., dass manche große Titel unbekannterweise auf die Mitwirkung von „Oldy“ Karl zurück zu führen sind. Aber die drei können nicht nur Comedy, sie sind auch absolute Meister ihrer Instumente, und sie beherrschen ebenso den harmonischen dreistimmigen Gesang. Wunderbare Songs wie Friday I’m in Love (The Cure), `39 (Queen) aber auch Rock wie Walking on Sunshine (Katrina and the Waves) heizen ein und schon bald beginnt das Publikum mitzusingen - spätestens bei Don’t worry, be happy (Bobby McFerrin) - und die Stimmung im Saal ist super. Schließlich wird eine unterstützende Person aus dem Publikum gesucht und auf die Bühne gebeten – es ist Anne (nicht aus Rohrbach), die sich mutig auf die Bühne traut. Nach kurzer Einweisung für die Oceandrum geht es los mit Albatross (Fleetwood Mac) und Anne sorgt gekonnt für das Meeresrauschen. Bei Das Model (Kraftwerk) kommt die schon erwähnte resonanzkörperlose Steel Ukulele zum Einsatz. Ein Höhepunkt der Publikumsmitwirkung ist nach intensiver Anleitung der Band der Jungle Drum (Emiliana Torrini) mit Publikumsvocals wie „dung ge dung gedunge tucka dung dung“ und wilden Tiergeräuchen aus dem Dschungel. Karl bedient dazu die Ocean Drum als Rhythmustrommel. Ein weiteres Highlight ist Gost Riders (Johnny Cash), wobei Karl die Bassstimme von Johnny Cash perfekt interpretiert und die Gäste für das nötige Pferdegetrappel sorgen.
So geht es den ganzen Abend durch mit Wechsel unterschiedlicher Genres und den jeweils passenden Ukulelen dazu. Überrascht hat mich die Vielfalt der Instrumente und deren glasklarer Klang, den Karl, Thomas und Michael auf wunderbare Weise erzeugten.
Zum krönenden Abschluss erinnert Handgepäck mit Highway to Hell (AC/DC) nochmal an den Hardrock der späten 70er Jahre und ich kann echt begeistert nach Hause gehen – Ukulelen sind eben doch keine Kindergitarren und schon gar kein Spielzeug.