Tanzen muss sich wieder lohnen!

Die Rohrbacher Kerwe 2009

von Hans-Jürgen Fuchs
ürgen Fuchs

Alles wie immer: Kerweredd, Bierzelte, Rockabend und Alleinunterhalter, punker-Diskiminierung beim Kälblestanz und Schlumpelverbrennung. Und doch immer wieder neu und anders: Die Kerwe in Rohrbach. Traditionell beginnt sie mit der Begrüßung durch den Stadteilvereinsvorsitzenden und die berühmt berüchtigte "Redd" des Kerweborscht Gustav Knauber, eingerahmt von Politiker verschiedener Couleur, die manchmal wenig Blick auf die Hauptpersonen zulassen.

Hans-Jürgen Bauer vom Spielmannsverein

Führt den Kerwezug an: Der Spielmannsverein

Die Redd ist Rückblick auf das Jahr und launiger Kommentar, bei dem jeder mal sein Fett weg bekommt. Themen 2009: Der Rohrbach Markt, dem Knauber immer noch skeptisch gegenüber steht, die Freilegung des Rohrbach, die Knauber gerne sähe, es sei denn, dafür entfielen Parkplätze, dann gäbe es "Krawalle", wie immer: die "Amis", und nicht zuletzt die Leimer, die sich wegen der Nordumgehung schämen sollten und vieles mehr.

Kerweborscht Klaus Weirich

Klaus Weirich verkauft die Redd

Und Knauber droht immer damit, die Redd dauere 1 1/2 Stunden. Mindestens. Eine "Flät-Redd" quasi.

Apropos. Mancher und manchem stockte der Atem, als Knauber das Thema Flatrate-Bordelle bereihmte:

In Heidelberg Stadt in de "Flät-Räts-Bordelle"
dort kenne sich Männer ganz uff die Schnelle
vun ehelische Pflischte dricke,
um Nutte in "Flät-Rät-Manier" zu beglicke …

Doch die Drohung mit der "Flät-Redd" war wie immer nicht ernst gemeint – wobei Gustav Knauber sich dieses Jahr wirklich kurz fasste und vieles aus seiner gedruckten Rede nicht verlas.

Kerweborscht Gustav Knauber

Kerweborscht Gustav Knauber

Weinkönigin Larissa Winter

Macht immer eine gute Figur: Weinkönigin Larissa Winter …

MdB Karl A. Lamers

… schiebt sich stattdessen lieber in den Vordergrund: Karl A. Lamers …

Kind am Steuer des Kerwetraktors

Gehört zur Kerwe, zur Freude von Jung und Alt: Der Kerwetraktor von Jürgen Ziegler

Nicht mehr der Jüngste sei er, so der Mitsiebziger Knauber, und 2009 sei sein letztes Jahr als Kerweborscht. Was nicht nur beim Stadtteilvereinsvorsitzenden Frauenfeld heftige Proteste hervorrief. Und Ankündigungen baldiger Verhandlungen hinter geschlossenen Türen.

Warten wir's ab.

Die Waden des Kerweborscht

Die Waden des Borscht

Den Fortgang des ersten Kerwetags kennt der Chronist nur vom Hörensagen: BigBang war der Knaller des Abend und hätte noch mehr Zuhörer verdient …

Der zweite Kerwetag steht im Zeichen des Kälblestanzes. Die Tanzpaare treffen sich im Rathaus, Bernd Frauenfeld begrüßt und ehrt besonders verdiente Mitglieder des Stadtteilvereins. Klaus Weirich wurde zum Ehrenmitglied ernannt und Frauenfeld bedankte sich auch bei Frau Weirich, die die ehrenamtliche Arbeit Ihres Mannes immer unterstützt hat und selbst bei den Festen des Vereins aktiv ist.

Knauber, Herr und Frau Weirich

Dann schreiten die Paare zum Kerweplatz, lauschen den Klängen des Musikzugs und tanzen mehr oder minder gekonnt zu den Klängen von »martinique«.

Musikzug

Dabei gab es 2009 eine Neuerung. Oder eine Renaissance. Wie früher, begleitete ein echtes Kalb den Tanz. Eher unfreiwillig. Es musste quasi zum Jagen getragen werden.

Das Kalb muss getragen werden

In alten Zeiten war das Kalb tatsächlich der Preis für das Siegerpaar. Während des Tanzes laufen drei Stöcke um. Beim Ende auf Befehl haben die Paare gewonnen, die einen Stock in Händen halten. Preis 1 war das Kalb und ist heute ein Fresskorb. Der Sieg war aber mit der Auflage versehen, das Kalb großzuziehen und alle anderen Paare zu bewirten.

2009 also wieder ein echtes Kalb. Ziemlich ängstlich. Deshalb ersparte man ihm auch den Böllerschuss der Schützen als Zeichen des Tanzendes. Was die Schützen ausnutzten und gleich einen Preis gewannen. Vielleicht sollte man 2010 lieber auf das Kalb verzichten und wieder böllern. Das hat uns dieses Jahr gefehlt.

Ria und Bernd Frauenfeld beim Kälblestanz

Und ohne Schützen sind die punker-Chancen auf den Hauptpreis theoretisch größer. Praktisch allerdings wohl kaum. Denn die Diskriminierung der punker beim Kälblestanz ist inzwischen schon traurige Tradition. Nachdem wir bei unserem ersten Auftritt überraschend den ersten Preis erhielten und damit die etablierten Strukturen zum Tanzen brachten, unterliegen wir seither einer völlig ungerechtfertigten Sonderbeaufsichtigung seitens des Vorsitzenden Borschts. punker waren in den letzten Jahren chancenlos: Engagiert und gewandt, aber unter steter Kontrolle. Aus der Not eine Tugend machend, traten wir diesmal mit drei Paaren an: Zwei unter der Flagge des punker, eines unter der des Spielmannvereins.

Aber der große Parteiische gönnt uns keinen zweiten Triumph! Dabei geht es punkers gar nicht um die Ehre. Uns geht es nur um die Worscht!

Was also tun? Endweder der Stadtteilverein führt das alte Verfahren wieder ein und künftig müssen die Sieger alle anderen Paare einladen – dann wollemergarnichtmehrgewinne – oder wir setzen unsere Guerillataktik fort, treten in alle möglichen Vereine ein und 2010 mit 10 Paaren, 2011 mit 15 und 2012 mit 20 Paaren an!

Wie auch immer: Fresskörbe für den punker! Tanzen muss sich wieder lohnen!