Jutta Glaser "Kantoj"
Bericht: Andrea Tenorth / Fotos: V. Schenk, R. Hackbusch
Gelungene Eröffnung des Rohrbacher Herbstes 2018 mit Jutta Glaser und Band
Die Jazz-Musikerin Jutta Glaser im „Roten Ochsen“ in Rohrbach, das hat Tradition. Aber Jutta Glaser mit Band und Weltmusik im Gepäck, das war Premiere im doppelten Sinne. Nach 5 Jahren Abwesenheit präsentierten hochklassige Musikerinnen und Musiker zum Auftakt des „Rohrbacher Herbstes 2018“ gut gelaunt erstmals das neue gemeinsame Programm „Kantoj“ (Esperanto für „Lieder“).
Angekündigt waren Worldsongs, die unter die Haut gehen. Das Versprechen lösten Jutta Glaser (Gesang, Monochord, Shrutibox), Zélia Fonseca (Gitarre, Stimme), Marcio Tubina (Percussion, Saxophon, Querflöte), Philipp Neuner-Jehle (Kontrabass) und als Gast aus Rom Ivano Fortuna (Schlagzeug, Percussion) ein: Die Set-Liste umfasste 15 Titel mit Volks- und Wiegenliedern aus Irland, England, Rumänien, aber auch aus Brasilien, Argentinien, Indien, Haiti und Afrika.
Nach kleineren Auftaktschwierigkeiten auf der Bühne (Mikro) und im gut gefüllten Saal (verspätetes Essen) sprang der Funke sinniger Weise bei „Lost and found“, einer irischen Melodie, endgültig über, als sich Jutta Glaser mit Marcio Tubinas Saxophon einen Wettstreit um die spitzesten und höchsten Töne lieferte. Es folgten sehr abwechslungsreiche Arrangements, bei denen alle Musikerinnen und Musiker ihre Vielseitigkeit immer wieder unter Beweis stellen konnten. Sichtlich viel Spaß hatten alle bei der Eigenkomposition („Ajoi mit Uovo“) mit Dschungelintro, bevor es dann mit leiseren Tönen in einem argentinischen Volkslied („Alfonso yel Mar“) mit den eher ungewöhnlichen Duett-Einlagen von Bass und Gesang bzw. Bass und Querflöte und einer indischen Volksweise („Malari“), begleitet auf dem Monochord, in die Pause ging.
Im zweiten Teil ging es dann von einem Höhepunkt zum anderen: Aus der Pause eingejodelt, folgten ein gefühlvoller Blues und dann eine zarte, wunderschöne Komposition von Zélia Fonseca („Areal“), bei der beide Musikerinnen zeigen konnten, wie schön ihre Stimmern zweistimmig harmonieren. Oder das „Impro Porto“ mit deutschem Text und Esperanto-Teilen, bei den alle Musikerinnen und Musiker sich auf ihre Weise in Soli zeigen durften: schillernd, fulminant, sensibel, fetzig, gefühlvoll. Und wie immer bei Konzerten mit Jutta Glaser durfte dann das Publikum beim letzten Titel „Wangolo“, dem „haitischen ‚das Wandern ist des Müllers Lust‘ “, (endlich!) mitsingen, bevor es mit einem Schlaflied, diesmal aus Afrika („Kula Bebe“), spielerisch eindrucksvoll ins Bett geschickt wurde.
Es gab nur einen einzigen Wermutstropfen: Die CD zum Konzert war leider nicht rechtzeitig zur Premiere fertig geworden. Aber sie ist auf dem Weg und wird hoffentlich noch vor Weihnachten erhältlich sein (Infos dazu bei Jutta Glaser).