Durchhalten und in Ruhe alt werden …
Jahreshauptversammlung des Stadtteilvereins 2011
(25. März 2011)
von Hans-Jürgen Fuchs
Die Jahreshauptversammlung des Stadtteilvereins – jedes Jahr bietet sie neben den üblichen Regularien und Wahlen einen Rückblick auf das was in den zwölf Monaten vorher in Rohrbach so lief. Zuständig für diesenRückblick ist der Stadtteilvereinsvorsitzende Bernd Frauenfeld, der auch 2011 wieder in gewohnt pointierter Weise das Jahr aus seiner Sicht Revue passieren ließ.
Der erste Block der Rückblicks diente wie immer den eigenen Aktivitäten des Vereins: Sommertagszug, Osterbrunnenfest, Museumsfest, Kerwe und Seniorenherbst, Martinszug und Weihnachtsmarkt. Kritisch merkte Frauenfeld an, die Teilnahme am Volkstrauertag ließe zu wünschen übrig, positiv vermerkte er die Gemeinschaftsaktion mit dem punker: Arnim Töpel mit seinem Programm Masterbabbler im Ochsen.
Eine schöne, aber sehr teure Sache ist die Weihnachtsbeleuchtung, die der Stadtteilverein ermöglichte, die aber Kosten von jährlich 800 Euro erzeugt für das Hängen der Ketten. Zudem steht ein größerer Austausch der Birnen an – möglichst mit energiesparenderen Leuchten. Im Sommer wird der Stadtteilverein einen Anruf an Gewerbetreibende und Bürger starten, die Innovationen zu unterstützen, damit auch im nächsten Winter wieder Licht in die Dunkelheit kommt.
Viel Geld verschlingt auch die Aufbewahrung der Sommertagsbutze. Über 800 Euro fallen als Miete an. Frauenfeld meinte es müsse doch möglich sein, in einem Stadtteil mit 15.000 Einwohnern eine günstigere Alternative zu finden. Butze und Weihnachtsbeleuchtung allein fressen nachzu die Hälfte der Mitgliedsbeiträge des Vereins auf.
Dann der berümt-berüchtigte allgemeine Rückblick: „Irgendwann müssen sie doch kommen, die Probleme. Hier sind sie!”. Frauenfeld berichtete von der Entwicklung der Arbeiten im Sanierungsgebiet, bei denen 2012 wohl mit dem Beginn der Umbauarbeiten am Rathaus und am Rathausplatz begonnen werden kann, forderte baldige Entscheidungen für den Holbeinring, bei dem ehemalige Wohnungen der Amerikaner seit Jahren leerstehen. Bevor die Häusser verrotten, soll hier etwas passieren. Allerdings, so Frauenfeld: Bitte ohne Nahverdichtung. Die lockere Bebauung mit viel Grün solle erhalten bleiben.
2012 soll neben dem Umbau am Rohrbacher Rathaus auch der letzte Abschnitt der Karlsruher Straße zwischen Eichendorffplatz und Herrenwiesenstraße angegangen werden. Unangenehm aber notwendig: „Da müsst Ihre halt durchhalten und dürft dann in Ruhe alt werden …”
Deutliche Worte fand Bernd Frauenfeld für die Verkehrplanungen im Quartier am Turm. Beim geplanten Einkaufszentrum am Bosseldorn ignoriere man die Problematiken, in der Kruckenbergstraße sei man mit den eingezeichneten versetzten Parkplätzen Partikularinteressen gefolgt und habe eine unmögliche Situation geschaffen: Slalom als Konzept? Das solle man doch besser Maria Riesch und Felix Neureuther überlassen. Auch die sogenannte Fahrplanoptimierung („geiles Wort”) des rnv nahm Frauenfeld auf´s Korn. Zum Glück sei diese wohl vorerst vom Tisch.
Deutlich auch Frauenfelds Anmerkungen zu den Heidelberger Diskussionen um ein Bürgerbeteiligungskonzept. Das könne doch nicht dazu führen, dass keine Entscheidungen mehr gefällt werden, ohne dass auch der Letzte noch „seinen Senf dazu gegeben hat”. Frauenfeld rief dazu auf,stattdessen die vorhandenen Strukturen – z.B. den Stadtteilverein – zu nutzen und forderte Beteiligung müsse auch den Willen zur Mitarbeit voraussetzen.
Im Anschluss an Frauenfeld erstattete Gustav Knauber seinen gewohnt detaillieren Rückblick auf das Museumsjahr. 40 Jahre besteht das Museum nun, 15 Jahre ist es in seinem neuen Gebäude, über 1.000 Besucher zähle es 2010. Knauber, der Alt-Kerweborscht, erhielt von Bernd Frauenfeld als Dank für mehr als ein Viertel Jahrhundert Ehrenamt bei der Rohrbacher Kerwe einen Bildband mit dem Titel „Hut ab!”. Ein weiterer Band wird an Klaus Weirich gehen, der nicht anwesend war, und ein dritter wird das Museum bereichern. Also ist der Borscht nun selbst ein bisschen museal.
Apropos Kerweborscht. RSDKB, das Casting „Rohrbach sucht den Kerweborscht” ist mangels Bewerber/innen noch nicht erfolgreich gewesen. Mangelt es an Talenten? Sind Knaubers Fußstapfen zu groß? Ist die Nullbockgeneration nun auch bei der Kerwe angekommen? Brauchen wir ein Moratorium? Oder einen Frauenförderplan? Das Thema wird uns jedenfalls noch ein bisschen beschäftigen …
So wie ein anderes Thema: 2016 wird Rohrbach 1250 Jahre alt. Jedenfalls wurde es 766 im Lorscher Kodex (Urkunde 789) zum ersten Male urkundlich erwähnt. Dieses Jubiläum sollte in den Pfingstferien Mitte Mai 2016 kräftig gefeiert werden. Der Stadtteilverein wird nach der diesjährigen Kerwe eine 8-8-köpfige Kommission bilden, die die Aktivitäten koordinieren soll.
Und dann gab es noch Wahlen. Einstimmig wiedergewählt wurden Bernd Frauenfeld selbst und seine verbleibenden Mitstreiter/innen im Vorstand und Beirat. Neu gewählt, ebenfalls einstimmig, wurden Valentina Schenk, Sibylle Ziegler und Hans Clauer. In Frauenfelds Freude über die Verstärkung, die auch ein Stück weit ein Generationswechsel ist, mischte sich das Bedauern, dass langjährige, fleissige Mitglieder die Gremien verlassen. Karl Hemmerich und Renate Hammerstein traten ab. Renate Hammerstein erhielt eine großen Blumenstrauß – und eine herzliche Umarmung …