Viele große Haken

Jahreshauptversammlung 2010 des Stadtteilvereins Rohrbach

(26. März 2010)

von Hans-Jürgen Fuchs

Die Jahreshauptversammlung 2010 des Rohrbacher Stadtteilvereins begann wie immer ct. Der Grund war allerdings weniger akademischer Natur, sondern der Tatsache geschuldet, dass der Vereinsvorsitzende Frauenfeld erst einmal warten wollte bis Klaus Weirich „mit dem Essen fertig ist - wie jedes Jahr!”.

Es folgten das Gedenken an Vereinsmitglieder, die im vergangnen Jahr verstarben und ein Rückblick auf Aktionen des Vereins. Frauenfeld blickte auf viele erfolgreiche Veranstaltungen zurück, verhehlte aber auch nicht mache Enttäuschung. So zeigte er sich erzürnt über den wiederholten Vandalismus am Osterbrunnen. „Aber wir sind da machtlos, wir können ja niemanden mit der Schrotflinte da hinlegen.”

Die Tatsache, dass der Martinszug wieder vom Quartier am Turm startete nannte Bernd Frauenfeld eine Integrationsmaßnahme, die den Neubürgern zeigen sollte, dass sie ein Teil Rohrbachs sind, dass Rohrbach nicht am Rohrbach Markt aufhört.

Der Stadtteilvereinsvorsitzende gratulierte dem NaBaKra zu seinem 10. Jubiläum und bedauerte zugleich, dass kein NaBaKraler anwesend war.

Bernd Frauenfeld am Rednerpult

Große Haken

Seinen allgemeinen Rückblick startete Frauenfeld mit der Enttäuschung darüber, dass die Rohrbach-Lobby im Gemeinderat nach der letzten Wahl sehr geschmolzen ist. Er bedauerte, dass Klaus Weirich nicht mehr angetreten war und Karl Emer den Wiedereinzug in den Rat knapp verfehlte.

Doch es gab auch positive Entwicklungen, an eine Reihe von Projekten konnten „große Haken” gemacht werden. So ist die Nordrampe zum Glück vom Tisch. Frauenfeld zeigte sich „froh und dankbar, dass man erkannt hat, dass die Rampe keinen Sinn macht”. Und auch den Boxbergtunnel scheint es dahingerafft zu haben. Ein grausiges Projekt: „Wenn das die Metropolregion ist …”.

Ebenfalls vom Tisch scheinen die Kürzungen der Öffnungszeiten des Hasenleiserbads. Die Stadt habe hier, so Bernd Frauenfeld, mal wieder einen alten Fehler wiederholt: Das war „Purer Aktionismus ohne vorher mit den Betroffenen zu reden.”

Viele große Haken also an Projekte, die die Welt nicht brauchte. Aber es gab auch einen Haken an ein positives Projekt zu vermelden: Der Umbau am Rohrbach Markt ist vollendet und gelungen. Traurig zeigte sich Frauenfeld allerdings über den Schlussakkord: Die Gewerbetreibenden wollten sich nicht an einer Feier zum Abschlus der Bauarbeiten beteiligen und Stadtteilverein und punker mussten auch noch dafür sorgen, dass das Ganze nicht sang- und klanglos eröffnet wird. Man merkte Frauenfeld die Enttäuschung deutlich an: „Wir können die Gewerbetreibenden auf den Topf setzen, aber drücken müssen sie selber …”, brachte er es bildlich auf den Punkt.

Keine Haken konnten an viele andere Projekte gemacht werden. Nach wie vor ungelöst sind die Ampelschaltungen vor allem in der Karlsruher Straße, es gibt kein Verkehrskonzept für das Bosseldorn etc..

Schließlich wandte sich Bernd Frauenfeld einem weiteren aktuellen Diskussionspunkt in Rohrbach zu, dem Sanierungsgebiet. Dabei sparte er den Hauptkonfliktpunkt sinnvolerweise aus: „Sie werden mich heute nicht eine halbe Stunde über die Bach diskutieren hören” und wandte sich unumstritteneren Themen wie dem Seckenheimer Gässchen 1 zu. Dieses soll nach dem Willen von Stadtteilverein und punker zu einem kleinen Treffpunkt für Vereine und Initiativen werden, kleine Ausstellungen ermöglichen und als Café bei Veranstaltungen wie dem Ostermarkt dienen. Eine gute Sache sein das, meinte Frauenfeld und verwies auf eine Unterschriftensammlung, mit der der Stadt das Interesse im Stadtteil singnalisiert werden soll.

Kritisch setzte sich der Vorsitzende mit der „fortwährenden Gründung immer neuer Initiativen” auseinander. Diese sei „nicht für zielführend. Der Stadtteilverein ist der richtige Ansprechpartner. Nur wenn wir gemeinsam an der Strippe ziehen können wir weiter erfolgreich sein.”

Entlastung des Vorstands. Herr Dickler beim Kassenbericht.

Keine Überraschungen …

… gab es bei den Formalia der Sitzung: Der Vorstand wurde einstimmig entlastet, Klaus Weirich und Ludwid Schmitt-Herb wurden ebenso einstimmig bei der anstehenden Vorstandwahlen bestätigt.

Beim Museumsbericht zeigte Gustav Knauber, dass er sich nicht nur mit modernen Entwicklungen wie Flattratt-Bordellen auskennt – man erinnere sich an seine Kerwerede 2009 – sondern auch weiß, was ein „Allinone-Drucker-Scanner” ist, der im Museum Eizug gehalten hat und die Archivarbeit bereichert.

Einstimmigkeit bei den Abstimmungen

Verschiedenes

Unter Verschiedenes wird meist ein Teil der Aussprache nachgeholt, die nach dem Jahresrückblick des Vorsitzenden nicht erfolgt. Dieses Mal berichtetet Gemeinderat Gund, Rohrbach sei der einzige Stadtteil, in dem sich der Bezirksbeirat für einen Seniorenbeirat ausgesprochen habe. Nun überlege man ob man hier nicht ein Modellprojekt für die Gesamtstadt ansiedeln sollte.

Herr Schmidt beklagte sich über die Verkehrssituation vor allem am Rathaus. Diese sei gefährlich, manchmal sogar dramatisch. Er begrüßte die Aktionen von punker und anderen für mehr Verkehrssicherheit und beklagte die Passivität der Gewerbetreibenden angesichts dieses Problems.

Herr Schmidt bei seinem Redebeitrag

Schließlich warb der Vorsitzende des „Bayern- und Gebirgstrachten Vereins e.V. Heidelberg” recht breit für eben jenen Verein. Rohrbach ohne Bayern ginge nicht. Was wir hiermit heftig bestreiten: Andersrum wird ein Schuh drauss: Bayern hätte ohne Heidelberg und Rohrbach noch nicht einmal seine weiß-blauen Rauten …