Ein Kino für den Wilden Süden Heidelbergs!
von Johannes Bauer
Die Kino-Standortfrage hat in Heidelberg eine zähe Tradition. War es in den neunziger- Jahren der Ruf nach einem modernen Cineplex, der das Kino-Angebot bereichern sollte, so stellte sich mit der Schließung des Lux-Harmonie-Centers 2012 die Frage nach der Zukunft der Innenstadtkinos überhaupt.
Mit dem Neubau am Rande der Bahnstadt wird es nun ein zeitgemäßes Angebot für das Mainstream- und Popcorn-Kino geben (Eröffnung wahrscheinlich Frühjahr 2017), aber die Zukunft der übrigen Innenstadtkinos (Gloria/Gloriette, Kamera, Karlstorkino) steht weiterhin in den Sternen.
In dieser Situation sorgte der Beschluss des Karlstorbahnhofs, komplett auf das Gelände der Campbell Barracks umzuziehen, für Zündstoff. Denn das Karlstorkino, ein eigenständiger Betrieb innerhalb des Kulturhauses, verweigerte sich dem Standortwechsel. Daran änderte auch ein Gemeinderatsbeschluss im Dezember 2015 nichts.
Damit ist die Frage offen, wie und in welcher Form Kino im neuen „Kulturhaus Karlstorbahnhof“ stattfinden wird. Wird es ein Programm mit eigenständigem Profil – ein „Haus der Filmkultur“ - sein, oder ein cineastisches Begleitprogramm zu den Musik- , Theater- und sonstigen Kulturevents, die das neue Haus bieten wird?
Wird das Kino zu einem Treffpunkt werden, wo man gerne hingeht, weil man davor und danach vielleicht Bekannte trifft und den Kinobesuch mit einem Plausch verbinden kann, oder wird „Kino“ dort lediglich als eine weitere Sparte behandelt werden, die sich der Marke „Karlstorbahnhof“ unterzuordnen hat?
Dass dies keine rein spekulativen Erwägungen sind, hier ein paar Argumente, über die es sich schon jetzt lohnt, nachzudenken. Wird das neue Kino „auf Campbell“ so aufgestellt sein, dass ein Betrieb unabhängig vom sonstigen Konzert- und Disko-Betrieb möglich ist, auch in den späten Abendstunden bis Mitternacht?
Was geschieht mit den Zuschüssen, die das Medienforum als „kommunales Kino“ bisher vereinnahmen konnte. Findet sich ein neuer Träger innerhalb des Kulturhauses, der den Auftrag „kommunales Kino“ zu machen, umsetzen kann?
Was geschieht mit der Aktiven Medienarbeit, der medienpraktischen Abteilung, die im Keller des „Karlstorkinos“ untergebracht ist. Bessere und großzügigere Räume wären „auf Campbell“ ohne Zweifel machbar, noch dazu ebenerdig und gruppengeeignet, also integrativer und kundenfreundlicher, als bisher.
All dies sind Fragen, die noch nicht endgültig entschieden sind. Vorentscheidungen aber wird es geben, z.B. bei der architektonischen Konzeption des Baus. Auch die Trägerstruktur und die Förderung des neuen Kulturhauses wird entschieden werden, lange bevor der Umzug ansteht und die Pforten „auf Campbell“ sich öffnen – wahrscheinlich im Frühjahr 2018.
Deshalb wäre es jetzt schon wichtig, dass sich ein Interesse am Thema „Kino“ im wilden Süden Heidelbergs artikuliert. Solange das „Karlstorkino“ auf seinem Standort „Am Karlstor“ beharrt, wird es keine konzeptionelle Diskussion über das „neue“ Kino geben.
Die wäre aber dringend nötig, damit das Kino, wenn es denn kommt, auch auf ein aufgeschlossenes Publikum trifft. Die Masse allein wird es nicht richten, Qualität erweist sich erst auf längere Sicht. Daher sollte man die Zeit bis zur Eröffnung nutzen, um durch geeignete Veranstaltungen auf das Projekt „Kino im Süden“ hinzuweisen.
Ein erstes Treffen zum Kennenlernen für Kino- und Filminteressierte soll daher am Montag, den 14. März um 19 Uhr, im Alten Rathaus in Rohrbach sein. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen.