Gemeindehaus Rohrbach-West – Einfach „Ex und Hopp“?

von Carsten Mundus

Sparzwang in der Melanchthongemeinde: Ersatzloser Abriss als „Optimierung des Gebäudebestands”?

von E. Wolfin

files/bilder/2018/2018_02_Gemeindehaus_Rohrbach_west/Bild-Gemeindehaus.JPGIn Zeiten abnehmender Mitgliederzahlen müssen die Kirchen sparen, keine Frage. Aber doch bitte mit Maß und Verstand und unter Berücksichtigung der Bedürfnisse vor Ort. Wer zentrale Immobilien in guter Lage verkauft, weil sich das „eben gut rechnet“, muss sich immer auch fragen, wie es danach in der Gemeinde weitergeht. Z.B. für Mitglieder, die im fortgeschrittenen Alter oder aufgrund einer Mobilitätsbehinderung auf Barrierefreiheit angewiesen sind.

Viele Jahre wurde am maroden evangelischen Gemeindezentrum der Melanchthongemeinde in Rohrbach-West nichts investiert. Jetzt soll es abgerissen werden – ersatzlos. Obwohl hier gute, engagierte Gemeindearbeit stattfindet und das Zentrum ein wichtiger, zentral gelegener Begegnungsort im Stadtteil ist, der barrierefrei zugänglich ist.

Zum Hintergrund zwei Anmerkungen. 1.) Im Vorfeld hatten beide Kirchen leider keinen Konsens gefunden für ein gemeinsames ökumenisches Gemeindezentrum als zukunftsfähige und zugleich kostengünstige Lösung, von der alle profitieren. 2.) Planerisch wird nicht langfristig gedacht: Als Rollstuhlfahrer kommt man in Rohrbach-Ost „oben am Berg“ nicht in die alte Melanchthon-Kirche. 2010 wurde hier bei Umbauarbeiten zwar die breite Treppenanlage erneuert – aber ohne Rampe für Rollstuhlfahrer. Obwohl damals das beauftrage Architektenbüro im Vorfeld eine solche Rampen-Variante explizit vorschlug…

Doch zurück zum maroden Gemeindezentrum, hier gibt es dringenden Handlungsbedarf:

Eine Gemeindeinitiative sammelt jetzt Unterschriften und fordert – neben einer schnellen Beseitigung der gröbsten Mängel – eine transparente Erarbeitung einer Gesamtlösung für Heidelberg, bei der die Rohrbacher Interessen berücksichtigt werden.

Die Unterschriftenliste können Sie hier downloaden …

Ausgefüllte Unterschriftenlisten bitte beim Pfarramt West, Heinrich-Fuchs-Straße abgeben oder einwerfen.

„Gebäudeoptimierung” bei der evangelischen Melanchthongemeinde?

Offene Stellungnahme von Gemeindemitgliedern der Evangelischen  Melanchthon-Gemeinde Rohrbach

von Hans-Jürgen Fuchs

Mitte November fand eine Gemeindeversammlung der evangelischen Melanchthongemeinde statt. Wie zuvor bereits bei der katholischen Gemeinde, so ging es auch hier vor allem um eines: um das liebe Geld. Die evangelische Kirche erwirtschaftet seit Jahren ein Defizit. Grund ist u.a. ein hoher Gebäudebestand und ein Sanierungsstau, verbunden mit dem Mitgliederschwund. Jährlich verliert die evangelische Stadtkirche etwa 1000 Mitglieder und auch die Mitgliederzahlen der Rohrbacher Gemeinde schrumpft.

Mögliche Konsequenzen aus dieser Situation skizzierte Dr. Gunnar Garleff, Pfarrer, Stadtkirchenrat und Mitglied der Strukturkommission. Das war kein einfacher Job. Trotzdem darf man fragen, ob es auch in der Kirche wirklich notwendig ist, Sachverhalte durch die Sprache schönzureden. Wenn man der Meinung ist, die Kirche muss sich aus finanziellen Gründen von Gebäuden trennen, warum sagt man das nicht genau so, sondern nennt es „Optimierung des Gebäudebestands”?

Dies aber nur am Rande. Jedenfalls soll für ganz Heidelberg 2018 ein Masterplan für die weitere Entwicklung der Gebäude erstellt werden. Parallel dazu könnten, so Gunnar Garleff, in einigen Bereichen bereits jetzt Projekte angegangen werden, u. a. auch in Rohrbach. Aus Sicht des Stadtkirchenrats muss nämlich das Gemeindezentrum in der Heinrich-Fuchs-Straße verkauft werden. Es ist das einzige in Rohrbach, das wirklich Geld bringen würde, denn das Gelände gehört der Kirche, während das Grundstück in der Baden-Badener-Straße der Pflege Schönau gehört und das Zentrum in Alt-Rohrbach und die Melanchthonkirche erhalten bleiben sollen. 

In der Gemeinde vertritt man allerdings seit Jahrzehnten die Meinung, dass die Heinrich-Fuchs-Straße wegen ihrer zentralen Lage zumindest teilweise erhalten bleiben soll. Dr. Theißen vom Ältestenkreis der Melanchthongemeinde ärgerte sich, dass die in Rohrbach erarbeitete und vor 1 1/2 Jahren verabschiedete Machbarkeitsstudie durch die Planungen der Stadtkirche obsolet würde. Der Ältestenkreis habe aber noch keine endgültige Entscheidung gefällt, da ihm die Planungen der Stadtkirche noch zu unklar seien, so Theißen.

In der anschließenden Diskussion wurde vor allem darauf hingewiesen, dass der Vorschlag der Stadtkirche dazu führen würde, dass die Gebäude der Kirche am Rand der Rohrbacher Gemeinde lägen und die Menschen noch weitere Wege zurücklegen müssten, als bisher. Außerdem wurde mehrfach der Vorwurf erhoben, dass der jetzige schlechte Gebäudezustand auch darauf zurückzuführen sei, dass die Stadtkirche zum Teil falsche Entscheidungen getroffen habe und damit die finanzielle Misere mit verursacht habe. Heftige Kritik fand auch die Tatsache, dass die Stadtkirche bei notwendigen Entscheidungen untätig sei. So sei seit Jahren immer wieder die Toilette im Gemeindehaus verstopft. Man habe selbst Geld gesammelt für eine Reparatur, aber die Bauabteilung der Stadtkirche schaffe es nicht, auch nur Angebote einzuholen. Das sei ein Verhalten wie das eines Vermieters, der ein Gebäude entmieten will.

Die Mehrheit der Anwesenden lehnte schließlich eine Zustimmung zu den Plänen der Stadtkirche ab, da unklar sei, was genau realisiert werden kann und damit die Grundlage für die Entscheidung fehle.

Der Ältestenkreis muss nun entscheiden, ob er dem Beginn der Planungen doch noch zustimmt und damit der Aufgabe der Heinrich-Fuchs-Straße zustimmt.

In dieser Situation entstand nun eine „Offene Stellungnahme“ von Mitgliedern der Melanchthongemeinde, die im laufenden Verfahren Position bezieht und das zur Diskussion stellt. Die von der Gemeindebasis ausgehende Initiative, lädt, wie es heißt, zur Unterstützung ein, um den Entscheidungsträgern in der Gemeinde in Rohrbach und in der Gesamtgemeinde Heidelberg ein Meinungsbild präsentiert.

Man könnte auch sagen: Die Initiative sammelt Unterschriften und fordert, neben einer schnellen Beseitigung der gröbsten Mängel, eine transparente Erarbeitung einer Gesamtlösung für Heidelberg, bei der die Rohrbacher Interessen berücksichtigt werden müssen.

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