Zur Diskussion: Der Radweg im Eichendorffforum

„Ein ziemliches Dilemma“ nannte Herr Huge von der Stadt die Situation beim Radweg durch das Eichendorffforum, der einer ist und doch keiner. Geplant war er immer, er war die logische Fortsetzung des vorhandenen Weges von Rohrbach-Süd über den Hasenleiser, an der IGH vorbei, quer durch das Furukawagelände und weiter in den Bosseldorn Richtung Weststadt/Hauptbahnhof. So war er geplant, mit Zeichnung und Text im Bebauungsplan und auch mit Zustimmung der Eigentümer ins Grundbuch eingetragen.
Doch dann wurde gebaut und direkt an den Radweg baute man einen Kinderspielplatz. Und so entstand das, was Herr Huge „eine Unverträglichkeit“ nannte. Die Radler nutzten natürlich den Weg. Und manche taten das so wie das manche Radler leider tun: Ohne Rücksicht auf Verluste. Dazu kamen Reaktionen von Anwohnern, die aus Sorge um ihre Kinder den Radverkehr mit mehr oder minder beweglichen Hindernissen zu entschleunigen suchten. Außerdem wurden „Privatgelände“-Schilder installiert, die Stadt weigerte sich zudem „Radwege“-Schilder anzubringen. Eine hoch emotionalisierte und reichlich verfahrene Situation also. Der Bezirksbeirat beantragte deshalb für seine Sitzung im November 2004 eine Aussprache. Er hatte drei Interessen: Die Kinder zu schützen, trotzdem eine durchgängige Radverbindung zu wahren und vor allem: Rechtssicherheit zu schaffen.

Die Stadt überlegt Alternativen zum (nicht) vorhandenen Radweg, die allerdings in zwei Fällen das Gelände der freiwilligen Feuerwehr tangieren, oder im dritten Falle reichlich teuer und abwegig wären. Die freiwillige Feuerwehr wurde offenbar noch nicht im notwendigen Maße gehört, so dass der Bezirksbeirat forderte, die geradlinigste Variante näher zu prüfen und mit der Feuerwehr zu besprechen. In der nächsten Sitzung des Bezirksbeirats soll darüber gesprochen werden.

Rechtssicherheit konnte Herr Huge nicht wirklich herstellen. „Aufgrund der Konfliktsituation werden wir keinen Radweg ausschildern“, meinte er. Damit bleibt es dabei: Der Radweg ist eigentlich einer, tatsächlich aber keiner.

Die Auseinandersetzung um den Radverkehr im Eichendorffforum spiegeln sich auch in Leserbriefen wieder, die der punker im Folgenden dokumentiert.

Lösung dringend geboten:
Radweg durch das Eichendorffforum

Brief von Jan Rayer
an die Oberbürgermeisterin, die Bürgermeister und die Gemeinderäte

Sehr geehrte Damen und Herren,

Am Eichendorff-Forum im Stadtteil Rohrbach gibt es durch eine sehr unglückliche Führung eines Radwegs direkt an einem Kinderspielplatz vorbei große Konflikte zwischen Anwohnern und Radfahrern.

Diese Konflikte sind eindeutig durch Fehlplanung der Stadt Heidelberg entstanden. Das Gebiet wurde erst im Jahr 2001 bebaut, zu diesem Zeipunkt wäre eine alternative Wegführung problemlos planbar gewesen.

Der Radweg führt als öffentliches Fuß- und Radwegerecht über den privaten Grund der Anwohner. Diese versuchen aber den Radverkehr mit allen Mitteln - insbesondere Barrieren - zu unterbinden. Eine sinnvolle Alternative besteht für den Radverkehr nicht.

Wegen der großen Konflikte zwischen Anwohnern und Radfahrenden sowie den Gefahren sowohl für Kinder als auch Radfahrer halte ich eine Veränderung für DRINGEND geboten.

Hier das Luftbild zur Situation am Eichendorff-Forum.

Aus meiner Sicht ist die von Herrn Huge vorgestellte Variante "1" über das Gelände der Freiw. Feuerwehr Rohrbach folgende Vorteile:

  • da betroffende Gelände gehört bereits der Stadt Heidelberg
  • es ist nur ein kurzes Stück baulich zu verändern (ca. 20 Meter)
  • die verschlungene Wegführung wird dadurch begradigt

d.h. Variante ist am SCHNELLSTEN und am KOSTENGÜNSTIGSTEN zu realisieren.

Auch das Stadtplanungsamt bewertet Variante 1 gegenüber den anderen Varianten positiv.

Die Freiwillige Feuerwehr hält ihre Übungen (laut Aushang vor Ort) etwa 2x im Monat ab. Auch wenn eine Nutzung des Geländes für den radverkehr in dieser Zeit nicht möglich sein sollte, wäre der Gewinn in der übrigen Zeit für alle Beteiligten riesig.

Die Kosten für Variante 1 belaufen sich auf rd. 30.000 Euro.

Möglicherweise bestehen Ansprüche der Stadt Heidelberg gegen den Bauherrn des Eichendorff-Forums (Mißachtung des Bebauungsplans, Mißachtung der Grunddienstbarkeit, Rückkauf des Wegerechts).

Ich bitte Sie, für die schnelle Realisierung dieser für die südlichen Stadtteile so wichtigen Verbindungen einzutreten.

Ich freue mich auf Ihre Antwort oder Rückfrage.

 

Mit freundlichem Gruß,
Jan Rayer

Jan Rayer ist Mitglied im Vorstand des VCD-Heidelberg und des ADFC-Heidelberg.

Die „Feuerwehrvariante 1” ist keine Lösung

Ein Brief von Jörg Kraus

Das Eichendorffforum hat neben vielen Vorzügen einen bisher nicht gelösten Konflikt mit auf den "Weg" bekommen - eben den Fahrradweg. Das Gebiet wurde als eine in sich geschlossene Einheit mit einer Kombination zwischen Leben und Arbeiten geplant. Es ist explizit für Familien mit Kindern konzipiert. Der Erschließungsweg ist so ausgelegt, dass er gerade für die Müllabfuhr und gelegentlichen An- und Abtransport zu benutzen ist. Dass die Gesamtkonzeption und die verkehrsfreie Fläche kaum mit einer Fahrrad-Haupttrasse in Nord-Südrichtung zusammenpasst, liegt auf der Hand.

Es leben ca. 100 Kinder in der Siedlung, die natürlich neben dem kleinen Spielplatz auch den Erschließungsweg als Spielstraße benutzen. Und ebenso natürlich nutzen sie den Bereich zum Bürogebäude hin, der mit Erschließungsweg und Grünstreifen den meisten Auslauf bietet. Sollte für den Radweg die billigste Variante an der Feuerwehr vorbei und über diesen Teil des Erschließungsweges realisiert werden, so wäre immerhin der Spielplatz aus der Gefahrenzone, doch blieben immer noch die konkurierenden Nutzungen mit den Kindern und den Fussgängern, die das Bürogebäude frequentieren (Schulbetrieb). Wieder würden unübersichtliche Situationen entstehen (insbesondere dort wo sich Zugang zu Tiefgarage und Büro mit dem Fahrradweg kreuzen) und die unmittelbaren Anwohner mit Kindern müssten ihre Gartentore tunlichst geschlossen halten, da die Gefahr, von "Fahrzeugen" erfasst zu werden, zu groß wäre. Wir haben jetzt schon (bei noch reduziertem Fahrradverkehr) regelmäßig Beinahe-Unfälle und richtige Kollissionen. Ich halte daher diese Lösung auch nur für ein Flickwerk und nicht für die Dauer geeignet. Allein aus Haftungsgründen müssten die Radfahrer eigentlich im Schritttempo fahren oder schiebend das Eichendorffforum durchqueren.

Diskutiert werden weiterhin die Varianten:

  • Radwegzugang über das Gelände der frw. Feuerwehr wie oben (der Geräteschuppen müßte dafür versetzt werden). Dann über den Grünstreifen am Bürogebäude West links und hinter dem Bürogebäude West ins Bosseldorn. Kosten: ca. 25.000 Euro
  • Radwegzugang über das Gelände der Fa. neben dem Feuerwehrhaus (Grundstücksankauf notwendig) und geradeaus hinter dem Bürogebäude West ins Bosseldorn. Kosten: über 50.000 Euro.

Beide Varianten sind besser zu bewerten, da sie die Fahrradfahrer um die Konfliktzone herumleiten. Die zweite Variante hätte natürlich den Vorteil einer gerade Wegführung. Hinter dem Westgebäude ist Anlieferverkehr, mit einigen wenigen Parkplätzen. Diese werden i.d.R. morgens um 9 Uhr und abends um 17 Uhr frequentiert, am Wochenende überhaupt nicht. Dagegen findet viel mehr Bewegung/Verkehr innerhalb des Eichendorffforums statt.

Auch das Argument „Angstraum” kann hier nicht gelten, da die ganze Strecke Bosseldorn unter diesem Aspekt schlecht abschneidet.

Bei der gesamten Planung dieses Fahrradweges ist mir nicht nur die Situation im Eichendorffforum unklar, sondern auch die Gesamtplanung inklusive des Furukawa-Geländes. Als eine mögliche Hauptrasse - die diesen Namen auch verdient - kann ich mir nur eine Führung entlang der Bahnlinie vorstellen, also schon vom Süden her, am Lidl vorbei und auf der von Jan Reyer benannten Führung über die Güterschienentrasse. Es gibt sicherlich viele Gründe, die eine solche Streckenführung verhindert haben, ich finde es aber gut, dass Herr Reyer nochmals darauf hinweist.

Aus der Bezirksbeiratssitzung wurden Kommentare kolportiert, dass es den Bewohnern des Eichendorffforums sowiso viel besser ginge als anderen, dass man den fraglichen Spielplatz am besten einzäunen sollte und ähnliches mehr. Ich kann dazu nur folgendes sagen: Hier leidet eine ganze Gesellschaft darunter, dass sie zu wenige Kinder hat und jammert auf allen Ebenen darüber. Dass dies auch in kleinen Alltagssituationen eine Prioritätensetzung zur Folge haben muß, wird an diesem Beispiel deutlich. Es mag den Bewohnern des Eichendorffforums daher nicht verübelt werden, dass sie für die kleinen Freiräume für die Kinder und für das Leben mit den Kindern (und das heißt hier: nicht permanente Beaufsichtigung) kämpfen. Wenn schon ein Wohnkonzept mit verkehrsfreier Binnensituation verwirklicht wurde (was viel zu selten vorkommt) dann muß dies auch Bestand haben dürfen.

Mit besten Grüßen

Jörg Kraus

Fabrikstr. 47, 69126 Heidelberg

 

Jörg Kraus ist Anwohner im Eichendorffforum und passionierter

Wir schließen uns voll und ganz an...

Sehr geehrter Herr Fuchs,

soeben erhielt ich den von Jörg Krauss verfassten Brief an Sie. Wir können uns den Ausführungen von Jörg Krauss nur voll und ganz anschließen, nur 2 Bemerkungen dazu möchte ich noch verlieren.

1. Ich fahre täglich vom Eichendorffforum zur Universität über den Bosseldorn. Die Einordnung des ca. 50m langen Bereiches westlich des Bürogebäudes als Angstraum relativiert sich, wenn man ihn mit dem Rest der Strecke vergleicht. Die ca. 500m lange Verbindung zwischen Bosseldorn und Feuerbachstraße hinter dem amerikanischen Hauptquartier ist nahezu komplett unbeleuchtet.
2. Leider konnte ich bei der von Jörg Krauss benannten Bezirksbeiratsitzung nicht anwesend sein. Was mich aber sehr enttäuscht sind die angeführten Äußerungen, den Bewohnern im Eichendorffforum geht es sowieso zu gut. Wenn die Entwicklung der Wohn- und Verkehrskonzepte der Stadt in Zukunft so aussehen, die einigermaßen vernünftig konzipierten Bereiche den Schlechten anzupassen, statt umgekehrt, sieht es nach meiner Ansicht schlecht um die Zukunft von Heidelberg aus. Den Bürgern in der Weststadt geht es mit Ihrer verkehrsberuhigten Zone sicher auch viel zu gut. Solche „neidgeprägten” Äußerungen sollten doch nicht Grundlage eines Radwegekonzeptes für Rohrbach werden.

MfG

Dr. Thomas Möllers
Dr. Ulrike Nuber
Fabrikstraße 57