Licht in der Dunkelheit 2022

Bericht: Uli Kaiser     Fotos: Monika Seehase

Am 6. Februar 2022 gab es wieder ein „Licht in der Dunkelheit“ in der Melanchthonkirche in Rohrbach. Genau gesagt waren es zwei Veranstaltungen, denn das ursprünglich für 17 Uhr angekündigte Event unter dem Titel „Jüdische Geschichten aus der alten und neuen Welt“ war aufgrund der Corona-bedingten, reduzierten Platzkapazität der Kirche in kürzester Zeit ausgebucht. Die Künstler fanden sich jedoch sofort zu einer zweiten, identischen Performance im Anschluss an die erste dann um 19 Uhr bereit. Dies bedeutete zwar für die Organisatoren und auch für die Besucher, die sich für die Veranstaltungen anmelden mussten, einen gewissen Aufwand, der aber hat sich in jedem Fall gelohnt. Publikum und Künstler waren begeistert.

Für diese literarisch-musikalische Veranstaltung war es uns gelungen, neben den in Rohrbach auch als Duo Martinique sehr bekannten Musikern Martina Baumann und Uwe Loda eine weitere Musikerin und einen Schauspieler zu gewinnen, die durch den Heidelberger „Zungenschlag“ sicherlich auch keine Unbekannten sind: Nina Wurman und Jean-Michel Räber. Die beiden hatten extra für diesen Anlass ein neues Programm entwickelt, so dass wir bei einer Premiere dabei sein durften:

Jean-Michel Räber liest Isaac B. Singer mit musikalischer Umrahmung durch

Martina Baumann (Akkordeon), Uwe Loda (Klarinette) und Nina Wurman (Bass und Gesang).

Isaac B. Singer, der einzige Literatur Nobelpreisträger, der auf jiddisch schrieb, wuchs Anfang des 20. Jahrhunderts in Polen auf. Die Ausbildung zum Rabbiner brach er nach einem Jahr ab und begann, wie sein Bruder, zu schreiben.1935 siedelte er nach Amerika über.

In seinen humorvollen, absurden und teils mystischen Geschichten beschreibt er sowohl das Leben im „Schtetl“, wie auch das ausufernde Leben im Land der unbegrenzten Möglichkeiten.

Jean-Michel Räber, Schauspieler und Autor, las in seiner sehr ansprechenden und ausdrucksvollen Art verschiedene Kurzgeschichten des wundervollen Schriftstellers. Dabei gingen Lesung und Musik z.T. fließend ineinander über. Dazu spielen Martina, Uwe und Nina angepasst an die vorgetragenen Texte teils sehr getragene jüdische Musik, teils wilden das Publikum mitreißenden Klezmer aus der alten und neuen Welt. Nina am Bass verzauberte das Publikum zusätzlich mit jiddischen Gesangseinlagen.

So konnte auch dieses erstmalige Format aus Lesung und Musik bei Licht in der Dunkelheit die Gäste begeistern. Aus Punkersicht gab es nur einen oder besser sehr viele Wermutstropfen: die Regentropfen! Sie verhinderten nämlich den sonst üblichen Sektausschank im Anschluss an die Aufführung. Corona- und Regen-bedingt war dies im Freien vor der Kirche leider nicht möglich.