Eine Heidelbergerin bei den Pinguinen

400 Tage in der Antarktis mit Eva Link

Bericht: Anne Erpelding                                                                                   Bilder: Uli Kaiser

Bei heißen Sommertemperaturen hört man sich gerne einen Vortrag über die Antarktis an, zumal der Raum im Treff am Turm (TaT) auch noch gekühlt war und es jede Menge ebenfalls gekühlte Flüssigkeiten zu trinken gab! Uli Kaiser begrüßte das Publikum im Namen des punker, der zum zweiten Mal ins TaT eingeladen hat. Wieder sind zahlreiche Interessierte gekommen – es ist eben spannend, die ungewöhnliche Geschichte von Eva Link zu hören, die sich als Köchin noch unter Corona 2022 auf ein Inserat im Internet beworben hatte.

Eva erzählt anschaulich und mit viel Begeisterung von dieser Zeit, und nimmt das Publikum mit auf die abenteuerliche Reise an den Südpol – 13,430 km entfernt von Heiligkreuzsteinach, wo sie herkommt. Bevor es zur Forschungsstation Neumayer III geht, gibt es aber noch eine gründliche Vorbereitung für das Team, das aus drei Frauen und sieben Männern besteht. Neben Köchin Eva gibt es einen Stationsarzt, Wissenschaftler und Ingenieure. Es ist dies das 43. Überwinterungsteam, das sich 2022 auf den Weg macht – seit 44 Jahren also wird auf der nunmehr Neumayer III geforscht. Zunächst geht es zur Vorbereitung nach Bremerhaven, wo die Fortbewegung mit Nansen-Schlitten und Skidoos (Motorschlitten) erlernt wird. Dann geht es ins Pitztal zum Bergkurs, um im Gletschereis das Abseilen und Hochziehen aus Gletscherspalten zu üben. Ein Praktikum im Bremerhavener Klinikum schließt sich an, eine Studienteilnahme an der Charité, ein Brandschutzkurs bei der Feuerwehr sowie ein Lehrgang mit der Kettensäge schließen die Vorbereitung ab. Es ist alles darauf ausgerichtet, in einem unwirtlichen Klima zu überleben.

Eva ist bis zur Abreise gut beschäftigt: als allein verantwortliche Köchin muss sie Proviant für 13 Monate im Voraus bestellen und sich abwechslungsreiche Mahlzeiten für das Team ausdenken. Das Forschungsteam bereitet sich derweil auf die insgesamt sieben Forschungsschwerpunkte vor, bei denen natürlich auch die Pinguine nicht fehlen dürfen. Am 13. 12. 2022 ist es soweit, das Team fliegt über Kapstadt weiter ins ewige Eis, das in den Zeiten des Klimawandels auch nicht mehr so ewig ist. Gearbeitet wird ohne Wochenende, bis zu 16 Stunden am Tag. Trotz der Küchenarbeit bieten sich zahlreiche Gelegenheiten, das Umfeld zu erkunden, neugierigen Pinguinen zu begegnen und die atemberaubende Natur zu erleben. Pünktlich zu Midwinter kommen 84 Flaschen Wein aus Neustadt, der Wahlheimant Georg Neumayers. So ein Aufenthalt schweißt das Team zusammen, aber so eine ungewöhnliche Zeit erlebt man nur einmal - obwohl Eva sich sofort wieder verpflichten würde. Gefragt, was sie denn vermisst habe in der Antarktis, meinte sie: das Vogelgezwitscher. Manchmal muss man eben weit wegfahren, um zu schätzen, was vor der Haustür ist.

Eva Links Präsentation zeigte einmalige Bilder und Videos eines uns unbekannten Kontinents mit phantastischen Schnee- und Küstenlandschaften, ihren Bewohnern, den Pinguinen, zerklüfteten Eisgebirgen, faszinierenden Polarlichtern u.v.m. Das Publikum erhielt aber auch Einblick in die Tätigkeit der Forscher und Ingenieure und deren besondere Arbeitsbedingungen im hoffentlich ewigen Eis.