Viel Lärm um nichts?
von Hans-Jürgen Fuchs
Die Evangelische Gemeinde diskutiert weiter
Wieder eine Gemeindeversammlung, wieder in Melanchthon, das gleiche Thema, ein völlig anderes Bild. Hatte es bei der Versammlung im Juli noch so ausgesehen, als beabsichtige die Stadtsynode allen Ernstes einen Großteil der Gebäude und Grundstücke in Rohrbach zu verkaufen, so hatte man nun den Gefühl, das Ganze sei ein (Alp-)Traum gewesen. Zwar stellte der Baubeauftragte der Synode Simon auch den im Juli heftig diskutierten Vorschlag noch einmal vor, machte aber kein Hehl daraus, dass er selbst eine Alternativvariante (D) bevorzugt.
Vier Wege
Variante A (Filusch) ist jener Vorschlag, der in der ersten Gemeindeversammlung zum Thema einhellig abgelehnt worden war und gegen den sich auch eine Reihe Gemeindemitglieder und der Stadtteilverein gewendet hatten. Er sieht den Erwerb des sogenannten Filusch-Hauses vor, dessen Umbau in einen zweigruppigen Kindergarten mit Gemeindesaal und eben auch den Verkauf des jetzigen Gemeindehauses mit Kindergarten, an dessen Stelle Wohnhäuser, eine Tiefgarage etc. treten würden und des Kindergartens in der Von-der-Tann-Straße. Eine Inansichtnahme des Filusch-Hauses habe aber ergeben, so Simon, das dessen Zustand sehr schlecht sei und die Kosten für die Renovierung damit schlecht abschätzbar.
Variante B (Filusch-light) sieht im Filusch-Haus den Gemeindesaal und die Pfarrwohnung unterzubringen, den Kindergarten im jetzigen Pfarrhaus und dafür den Gemeindesaal zu verkaufen. Die Kosten wären nicht unbedeutend, da sowohl am Filusch-Hauses als auch am Pfarrhaus größere Umbauten nötig wären. Verkauft würden in diesem Falle wiederum das jetzige Gemeindehaus mit Kindergarten und der Kindergarten in der Von-der-Tann-Straße.
Variante C (Pfarrhaus) würde die Kindergartengruppen und den Gemeindesaal in jetzigen Pfarrhaus konzentrieren. Verkauft würden ebenfalls das Gemeindehaus und der Kindergarten in der Von-der-Tann-Straße. Problem: Man hätte keine eigene Pfarrwohnung mehr und müsste diese u.U. anmieten.
Variante D (Status quo) schließlich würde den bisherigen Zustand weitgehend belassen: Gemeindehaus/Kindergarten würden saniert und auf zwei Gruppen ausgebaut, das Pfarrhaus bliebe. Verkauft würde die Von-der-Tann-Straße, der aber nur wenig einbringen würde, da er auf einem Erbpachtgrundstück steht. Unbeantwortet blieb bei dieser Variante, wie sie zu finanzieren ist. Manfred Simon sprach lediglich davon, dass man etwas veräußern müsse, erst aber die detaillierten Kostenberechnungen abwarten müsse.
Diese, detaillierte Kostenrechnungen, sollen der nächste Schritt sein, danach Gespräche mit den Nutzern und anderen Interessierten, mit dem Ältestenkreis von Rohrbach-West und Kirchengremien, schließlich eine weitere Gemeindeversammlung im Januar. Entscheiden müssen die Kirchenältesten, die man wahrlich nicht beneiden kann.
Viel Lärm um nichts also?
Man könnte meinen, es hätte eine Menge Unruhe, Unmut und Verärgerung erspart, hätte man die Variante D bereits im Juli präsentiert, statt den Eindruck zu erwecken, Variante A sei alternativlos. Gleich wie: Ende gut, alles gut! Oder kommt das dicke Ende erst noch? Schließlich konnten Manfred Simon und Dekan Bauer keine Kostenplanungen vorlegen. Was wird Variante D kosten – und wer wird das bezahlen? Wird der Verkauf eines kleineren Teilgrundstücks ausreichen? Und wenn ja, welches Grundstück wäre das? Welche Folgen hätte dies für den Rohrbacher Kern? Nix mit Ende also. Fest steht wohl, die Rohrbacher Gemeinde wird sich von einem Stück ihres Geländes trennen müssen. Aber wie heißt es so treffend im Monatsspruch für den September 2005, der auch den jüngsten Gemeindebrief ziert:
„Seht zu und hütet Euch vor aller Habgier, denn niemand lebt davon, dass er viele Güter hat.“ (Lukas 12,15).
Kein Nachfolger für Anzinger in Sicht ...
Eine zweite Frage ging ob der Gebäudefragen beinahe unter: Noch ist kein Nachfolger für Dr. Anzinger gefunden. Die erste Ausschreibung brachte lediglich eine Bewerbung, die nach einhelliger Ansicht von Ältestenkreis und Stadtsynode indiskutabel war. Nun muss die Stelle ein weiteres Mal ausgeschrieben werden. Dekan Bauer ist guter Hoffnung, auch weil (oder obwohl) der Kreis der Pfarrer in Baden ein „kleines Dorf“ ist ...
ner-Straße beim Seniorenzentrum neu zu bauen. Für die Gebäude in der Fuchs-Straße seien extrem hohe Renovierungskosten notwendig. Zudem seien sie eigentlich nicht mehr zeitgemäß.
Die Hauptkritikpunkte an diesem Vorschlag ähnelten denen am Verkauf in Rohrbach-Ost: Man wolle ein Filetstück im Zentrum Rohrbachs verkaufen und dafür an der Peripherie neu bauen auf einem Gelände, das der Kirche gar nicht gehört, sondern der Pflege Schönau.
Gemeindezentrum und Kindergarten in der Heinrich-Fuchs-Straße/Lindenweg
Kommentar
Die evangelische Kirche muss sparen, daran scheint kein Weg vorbei zu führen. Und Dekan Bauer hat recht, wenn er meint, dass man, wolle man keinen Verkauf, Alternativen nennen müsse. Aber darüber nachzudenken braucht Zeit. Und Informationen. Und die blieb die Stadtsynode schuldig. Die verklausulierte Formulierung in der Einladung hat nicht unbedingt dazu beigetragen, Vetrauen zu schaffen. Manch einer hatte das Gefühl, vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden. Und das bei einer Entscheidung, die massive Folgen nicht nur für die evangelische Gemeinde, sondern für den gesamten Stadtteil hat. So sollten wichtige Diskussionen nicht angegangen werden! Wer Veränderungen und auch Einschnitte für notwendig hält, sollte diese in einem transparenten Prozess darlegen. Die Gemeindemitglieder werden eine Entscheidung mittragen, wenn sie sie auch als ihre ansehen.