Wider die Verödung:
Mehr Leben im Rohrbacher Kern! (2001)
Eine Serie von Artikeln beschrieb 2001 ff. das Geschäftesterben in Rohrbachs Kern und wurde mit zum Initial für einschneidende Veränderungen, z.B. den Umbau von Rohrbach Markt …
Das Geschäftesterben geht weiter …
(September 2007)
von Hans-Jürgen Fuchs
In einer Artikelserie wies der punker 2001 auf das Geschäftesterben im Rohrbacher Zentrum hin und forderte einschneidende Maßnahmen zum Gegensteuern. Eine dieser Maßnahmen wird die Aufwertung des Zentrums durch das von Stadtteilverein, punker und Bezirkbeirat betriebene Konzept für die Umbaumaßnahmen am Rohrbach Markt sein. Hoffentlich kommt dieses nicht zu spät, denn das Geschäftesterben geht munter weiter. Jüngstes Opfer: Das Hapag-Lloyd-Reisebüro "streicht die Segel", wie es in einem Brief an die Kunden heißt. Es verläßt Ende Oktober die Karlsruher Straße. Und auch andere Geschäfte sind bedroht, wie uns eine Leserin mitteilt:
"… mit Interesse lese ich Deine Zeilen vom Punker, und ich denke auch viele Andere. Jetzt meine Bitte an Dich. Das Sterben der Geschäfte in Rohrbach ist im vollem Gange. Die geplante schönste Gestaltung vom Rohrbach Markt ist sinnlos, wenn es dort keine Geschäfte mehr gibt. Der türkische Gemüseladen zum Beispiel wird der nächste sein der Pleite macht, wenn nicht die Rohrbacher bereit sind dort einzukaufen. Der Besitzer kann keine Frischware einkaufen, wenn nicht bei ihm gekauft wird. Er hat an machen Tagen unter 20 Kunden für einen ganzen langen Tag …"
Die Lebensqualität in Rohrbach wird mit dem Umbau am Rohrbach Markt deutlich steigen. Aber sie steht und fällt mit dem Angebot in unseren Läden. Es liegt an uns, sie zu unterstützen, jetzt und vor allem in der Zeit des Umbaus …
Immer mehr ...
Auch Bäcker Kronenberger machte dicht
(Januar 2002)
von Hans-Jürgen Fuchs
Einzelhändler schließen in alten Teil Rohrbachs. Der Elektroladen, Tengelmann und die Metzgerei Phillip am Rohrbach-Markt, Mascha Moden und der Kleine Bär, die Metzgerei Haberstroh am Rathaus und das Malibuj-Sonnenstudio, Rehbergers "Tante-Emma-Laden" am Biehelderweg und nun auch die Bäckerei Kronenberger...
Völlig überraschend schließt Stefan Kronenberger seinen Laden. Warum? Darüber kann man nur spekulieren. Denn an mangelnder nachfrage durch die Kunden kann es nicht gelegen haben. Die standen teilweise bis auf die Straße Schlange. Da ist von auslaufenden Pachtverträgen die Rede und die Spekulationen gehen hoch. Die Mitarbeiterinnen waren von dem plötzlichen Aus wohl genauso überrascht worden wie die Kunden. Und was auch immer der Grund für das Schließen der Bäckerei sein mag, das immer schnellere Sterben der Läden macht langsam richtig Angst. Da tröstet es wenig, dass die Industriebäckerei Kambs A.G. den Laden weiterführen will...
Wider die Verödung …
(Oktober 2001)
von Hans-Jürgen Fuchs
Der Elektroladen, Tengelmann und die Metzgerei Phillip am Rohrbach-Markt, Mascha Moden und der Kleine Bär, die Metzgerei Haberstroh am Rathaus und das Malibuj-Sonnenstudio… In immer mehr Schaufenstern liest man "Zu vermieten". Und auf dem "Markt" steht inzwischen auch nur noch ein einsamer Stand. Stück für Stück schreitet die Verödung im Rohrbacher Zentrum voran.
Was ist der Grund dafür? Kommt das daher, dass der Autoverkehr behindert, allüberall Überwege gebaut und der Markt ans Rathaus verlegt wurde? Sicher nicht. Denn all diese "Horrorszenarien" sind ja nicht realisiert worden. Stattdessen ist eigentlich nichts passiert in Rohrbach in den letzten Jahren. Das bisschen Aufpflasterung am Rathaus (10 mm?) und die Tempo 30 bis 20 in der Rathausstraße können ja wohl nicht die Ursache sein.
Alle anderen Versuche etwas im Rohrbacher Kern zu verändern wurden erfolgreich abgewehrt. Erinnert sei nur an die Workshops bei der Erar-beitung des Stadtteilrahmenplanes und an verschiedene Initiativen im Bezriksbeirat. Da war zum Beispiel gefordert worden, den samstäglichen Markt ans Rathaus zu verlegen. Abgelehnt auf Intervention des Gewerbevereins, da dies die Geschäfte schädige. Fahrbahnverengungen, die die Rathausstraße für Kinder (und Ältere!) sicherer zu machen? 17 Jahre streiten schon Eltern dafür. Aber außer 4 Pollern ist bisher nichts passiert. Schadet ja auch dem Verkehrsfluss, und damit – Sie ahnen es schon – den Geschäften. Und Veränderungen am Rohrbach Markt? Dafür ist Kein Geld da. Oder man vertröstet uns auf künftig zu verbessernde Ampelschaltungen, ein Gesamtkonzept für das Gebiet etc.
Kein Geld, keine Lobby, keine Einigkeit in Rohrbach selbst. Alles was an Änderungen angedacht worden war wurde von irgend jemandem als Bedrohung angesehen. Als ob alles so bliebe, wenn man nur nichts ändere!
Nun stirbt trotzdem Geschäft für Geschäft. Und es zeigt sich, dass nichts zu tun letzendlich nur heißt: auf Einfluss verzichten.
Überlegen wir doch einmal, warum Rohrbacher/innen (und andere) in Rohrbach kaufen sollten? In kleinen Geschäften, die zwar persönlicher sind, aber auch teurer sein müssen.
Warum, wenn Ihnen sonst nichts geboten wird! Was aber könnten die Rohrbacher Geschäfte ihren Kunden bieten? Etwa Parkplätze? Von denen hat Famila allemal mehr! Wie wollte man da konkurieren? "Schicki-Micki-Stil" vielleicht? Den gibt es in der Stadt, in Neuenheim oder in Mannheim. Glitzerfassaden und hohe Hallen kann man hier nicht bieten. Und warum auch? An jeder Ecke ein Schmuckgeschäft, Bäckereien, die sich "Pâtisserie" nennen. Gehen Sie da mal rein und verlangen eine "Schneckennudel"! Passt das etwa zu Rohrbach?
Wenn es die Parkplätze nicht sind und nicht die Glitzerpassagen, was kann es dann sein? Wie wäre es zum Beispiel mit Regionalität, Familiarität, mit Nähe, die aber kein Mief ist?
Kurze Wege, frische Ware und dabei nette Leute aus der Nachbarschaft treffen. Geht man in Neuenheim, Handschuhsheim, in der Weststadt auf den Markt, so will man zwar einkaufen, aber man will auch Leute treffen, sich unterhalten, hinterher noch einen Kaffee trinken, schnell noch die Zeitschrift fürs Wochenende kaufen… In anderen Stadtteilen profitieren die umliegenden Geschäfte von ihren Märkten, nur in Rohrbach nicht?
Wenn man an kurze Wege und angenehmes Einkaufen denkt, stolpert man unweigerlich über den Rohrbach Markt. Eine Hürde, die schwer zu überwinden ist. Zehntausende von Autos schneiden den Stadtteil in zwei Hälften.
Erinnern wir uns an die Workshops zum Stadtteilrahmenplan 1997. Worum es in den Arbeitsgruppen auch immer ging, Kinder, Ältere, Verkehr, Gewerbe, immer wieder landete man beim Verkehr – und beim Thema Rohrbach Markt.
Liest man das Resümee der Workshops, merkt man, dass seither hier nichts Entscheidendes passiert ist. Jedes der angesprochenen Probleme besteht fort und hat sich zugespitzt.
In der Stadt hat man jetzt den Verkehrsentwicklungsplan (VEP) diskutiert und verabschiedet. Das "Ei des Kolumbus" glaubten einige mit dem Schlossbergtunnel und dem "Südring" gefunden zu haben. Südring – das klingt gut, so wie "Umgehungsstraße". Und so sehen die Initiatoren das Projekt auch. Bei Veranstaltungen sprachen sie von einer "Straße an der Peripherie". Wo bitte? War da nicht noch die Südstadt – und Rohrbach, mit der mit Abstand größten Verkehrsbelastung in Heidelberg? Das Tunnelprojet würde über Jahrzehnte hinweg Finanzen binden und damit Lösungen dort unmöglich machen, wo sie wirklich notwendig wären.
Im VEP steht zu Rohrbach nur der Hinweis auf ein "Verkehrskonzept". Was damit gemeint ist, weiß wohl niemand recht zu sagen. Allerdings konnte auf Initiative von SPD und GAL ein Großprojekt, die Sickingenbrücke, verhindert werden. Stattdessen soll nun auf SPD-Antrag eine Übergang für Fußgänger und Radler entstehen, möglicherweise zwischen Furukawa und Eichendorff-Gelände.
Letztendlich aber ist Rohrbach Markt das Zentrum von Ganz-Rohrbach und damit der Schlüssel für Veränderungen. Ein Zentrumskonzept für Rohrbach kommt also nicht umhin, Lösungen für den Rohrbach Markt zu fordern. Und diese müssen vor allem Verkehrslösungen sein, dürfen sich aber nicht darin erschöpfen.