Amtlicher Frauenflüsterer Martin Herrmann in Rohrbach
von Andrea Tenorth, Fotos von Hans-Jürgen Fuchs (12.04.2013)
Glücklich war, wer eine Karte im Vorverkauf bekommen hatte, noch glücklicher, wer um 19.20 Uhr noch einen guten Sitzplatz bekam – so groß waren Vorfreude und Erwartung des Rohrbacher Publikums. Und es wurde nicht enttäuscht. Von Gerhard Peters vom Punker nicht nur als „Frauenflüsterer“, sondern auch als „einer von den Weisen, der trotzdem sein Publikum begeistern kann“, vorgestellt, kam Martin Herrmann mit leisen Tönen und feinem Wortwitz auf die Bühne, um erstmal den „Erkenntnisquotienten“ des Publikums zu testen. Sein Bekenntnis, er stehe „unter Reimzwang“, stellt er gleich unter Beweis mit dem ersten kurzen Lied („Albert Einstein, der alte Schnösel, haut den Atomkern in lauter Brösel“).
„Keine Frau sucht Bauer“
So lautet der Rahmen des aktuellen Programms, zu dem Martin Hermann im Laufe des Abends immer wieder mit Texten und Liedern zurückkehrte, sei es durch das Bühnenbild (ein Bilderrahmen mit Bauer und Kuh), das er auf dem Requisitentisch fürs Publikum platzierte („Sie haben ein Recht auf ein Bühnenbild“), oder durch Überstülpen von Karohemd, Seppl-Mütze oder originellem „String-Kopftuch (ein kurzes Seilende quer über den Kopf gelegt), mit dem man auch in Schulen unterrichten könne“. Dass so ein Programmrahmen durchaus den Einbezug aktueller politischer Ereignisse ermöglicht, zeigte er virtuos mit dem „Dirndl-Paradoxon“: „Da wird dir was gezeigt, wo du dir nicht anmerken lassen darfst, was du siehst“. Dies untermauert er mit Portraitaufnahmen von Putins Reaktion auf die Attacke barbusiger Femen-Aktivistinnen auf der Hannovermesse.
„Schau einer Frau in die Augen“
Nicht nur hier gelingt Martin Herrmann spielerisch leicht der Übergang zum nächsten Themenblock, in dem er pointiert und bissig die menschlichen Verfehlungen aufs Korn nimmt: „Schau einer Frau in die Augen, Brüderle … die Augen einer Frau, die sind oben“, oder auch den Ausspruch des Priesters: „Das Zölibat ist nur mein Eid“. Allein mit seinem Nachnamen („Herr Mann, mit doppeltem rr und nn“) präsentiert er sich als „doppelte Herausforderung für jede Frauenbeauftragte“, unterstreicht dies mit dem „Kachelmann-Gedächtnissong“ („ein heißer Feger, ein echter Fliesenleger, willst du dich nicht legen, gibt’s sieben Tage Regen“) und gelangt später im Programm frech zur Erklärung, warum es vielleicht doch gerechtfertigt sei, dass Frauen mehr Geld als Männer für dieselbe Arbeit verdienen – schließlich „verbraucht eine Frau bei gleichem Körpergewicht und gleicher Tätigkeit 2200 Kilokalorien pro Tag im Vergleich zum Mann mit 2.600 Kilokalorien!“.
„Tibetanische Taschenharfe“
Ein Höhepunkt des ersten Teiles war zweifelsohne die Präsentation der 5000 Jahre alten, aus einer Küchenschublade befreiten „tibetanischen Taschenharfe“ (ein Eierschneider), dem Martin Herrmann nicht nur die zu erwartenden dissonanten Töne entlockte, sondern tatsächlich auch Melodien und Dur-Akkorde. Und auf der Rückseite des Gitarrenkorpus zur Resonanzverstärkung abgestellt, funktionierte dies auch hervorragend als Begleitinstrument für den „Reinkarnations-Song“ („Schwimmen die Felle fort – Wiedergeburt“) hervorragend.
„Wir wollen jetzt einen kleinen Soundcheck durchführen“
Mit diesen Worten leitete Martin Herrmann den zweiten Teil ein. Trotz der Sorge des Salonkabarettisten, im Saal durch zu viel Verstärkung Rückkoppelungen auszulösen (vielleicht aus Sorge, den Ruf des Frauenflüsterers zu verlieren, Anm. der Schreiberin), erreichte er im zweiten Teil mühelos sein Publikum und begeisterte mit weiteren Erkenntnissen und Liedern zu Meldungen und wissenschaftlichen Erkenntnissen. Da gab es u. a. das verfremdete Georg-Kreisler-Lied „Gehen wir Trauben vergiften“ zum Thema Pestizide und Steroide in Lebensmitteln, die den Menschen „zur lebenden Enddeponie“ machen, den Song mit dem Refrain „Runter mit der Pille, Schwänzchen in die Höh“ zum Thema Pille-für-den-Mann, gefolgt von „Turbogeil“, dem Lied „des anonymen Überholikers“ zum Ersatzlustgewinn für den Mann oder auch dem Gedicht zur Ich-Findung: „Pflaume oder Zwetschge … Mirabelle“.
„Das Publikum macht den Abend“
Damit beschloss Martin Hermann den Abend, den er gut eineinhalb Stunden zuvor mit „Ich freue mich, dass ich hierher gefunden habe, ich bin ja gerne auf dem Land“ eingeleitet hatte. Den anhaltenden Applaus kommentierte er mit „Sie können gar nicht so schnell klatschen, wie ich Zugaben gebe“ und ließ der wirklich schnellen weil kurzen „Vampirballade („Ein Vampir saß bei mir, soff kein Blut, sondern mein Bier“) – das Publikum dankte mit starkem Applaus - als weitere Zugaben noch das „Gedicht vom Ahnen“ und ein Indianerlied folgen, bevor er das Programm „noch vor zehn“ beendete, „da hat sogar die Küche noch auf, falls sie sich noch stärken wollen“. Auch hier folgte ihm das Publikum.
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